Akademie
von Platon zwischen 387 und 361 v.Chr. in Athen gegründete Philosophenschule. Der Name leitet sich her von einem in der Nähe befindlichen Heiligtum des Heros Akademos. Die von Wilamowitz stammende These, die A. sei rechtlich als Kultverein der Musen (Thiasos) organisiert gewesen, wird neuerdings nicht mehr aufrechterhalten (Krämer). Die A. stand unter der Leitung eines Scholarchen, ihre Mitglieder teilten sich in die »jüngeren« Schüler (neaniskoi) und die »älteren«, selbständigen Forscher (presbyteroi). Schon kurz nach Platons Tod kommt es zu ersten Abspaltungen (Aristoteles), und im Lauf der Zeit divergieren A. und außerakademischer Platonismus teils recht stark. – Bereits die Antike unterscheidet mehrere Phasen der Schulgeschichte: Die ältere A. bemüht sich um Fortführung und Erweiterung der Lehren Platons, übt aber auch Kritik und Korrektur (Speusipp, Aristoteles). Mit Arkesilaos (Scholarch seit ca. 268 v.Chr.) gewinnt eine skeptische Richtung die Oberhand (sog. mittlere A.), welche durch den Probabilismus des Karneades (gest. 129 v.Chr.) weitergeführt wird. Antiochos v. Askalon (Lehrer Ciceros) kehrt wieder zu einer eher dogmatischen Platoninterpretation zurück und integriert stoische Elemente. Für die Zeit zwischen Antiochos und der neuplatonischen Wiederbelebung der A. fehlen sichere Nachrichten über die Athener Schule. Plutarch v. Athen (gest. 433 n.Chr.) ist der erste bekannte Scholarch des Neuplatonismus. In dieser Zeit verkörpert die A. das Erbe der heidnisch-antiken Kultur in Opposition zum Christentum, bis Kaiser Justinian 529 n.Chr. die Schließung der Schule anordnet. – Die platonische A. diente bereits in der Antike zum Vorbild für weitere Schulbildungen (Peripatos, Stoa), beeinflusste auch das ma. Bildungswesen (karolingische Renaissance) und die frühe Neuzeit (A. von Florenz im 15. Jh.) und kann als eine Art Vorläufer der Universitäten gelten.
JS
LIT:
- H. J. Krmer: Die ltere Akademie. In: Grundri der Geschichte der Philosophie: Die Philosophie der Antike 3. Hg. v. H. Flashar. Basel/Stuttgart 1983. S. 1174
- W. Theiler: Forschungen zum Neuplatonismus. Berlin 1966.