Akkommodation/Assimilation
Mit diesem Begriffspaar umschreibt Piaget die beiden Komponenten der Umweltadaption des Organismus, die als wesentlichste Bedingung des Entwicklungsgeschehens fungiert. Insofern kommt diesen beiden Begriffen eine explikative Funktion innerhalb von Piagets Konzept zu. Der Begriff der Akkommodation bezieht sich auf die Anpassung der Verhaltensweisen an die Eigenschaften ihres Gegenstandes, während der Terminus der Assimilation die Einbeziehung der Umweltgegebenheiten in die bereits ausgebildeten Verhaltenskompetenzen des Organismus anspricht. Das Element der Assimilation hat zudem einen rückbezüglichen (»reziproken«) Sinn: Dadurch, dass sich Verhaltensstrukturen aneinander assimilieren, integrieren sie sich zu umfassenderen systematischen Einheiten. Obwohl die beiden Momente der Adaption gegensätzlich ausgerichtet sind, kennzeichnen sie nicht unterschiedliche Verhaltensklassen, sondern sind als Aspekte eines Sachverhaltes zu verstehen, die sich wechselseitig bedingen: Jedes Verhalten ist als assimilierende und objektbezogene Tätigkeit immer auch mit der Aufgabe konfrontiert, sich zwecks adäquater Assimilation den Gegebenheiten seines Gegenstandes anzupassen, d.h. zu akkomodieren. Die Dynamik in der Beziehung der beiden Aspekte wird durch das Streben nach einem Gleichgewichtszustand bestimmt.
CZ
LIT:
- J. Piaget: Biologie und Erkenntnis. Frankfurt 1983
- H. M. Trautner: Lehrbuch der Entwicklungspsychologie. Bd.2. Gttingen 1991.