Analytizitätspostulat
Die Regeln, welche Bedeutungszusammenhänge zwischen deskriptiven Zeichen in einem Sprachsystem S festlegen, nennt Carnap Bedeutungspostulate oder A.e. Mit Hilfe solcher Postulate will er dem Umstand Rechnung tragen, dass neben jenen analytischen Sätzen, die allein aufgrund der logischen Verbindungszeichen als logisch wahr gelten, noch analytische Sätze auffindbar sind, die nicht aufgrund der logischen Verknüpfungszeichen, sondern aufgrund der Bedeutungszusammenhänge logisch notwendig sind. z.B. ist der Satz »Karl Friesen war ein Eishockey-Torwart oder er war kein Eishockey-Torwart« analytisch, da wir seine logische Wahrheit ohne Bezug auf außersprachliche Fakten verstehen. Der Satz »Karl Friesen war ein Eishockey-Torwart« dagegen ist nicht analytisch, da er etwas über die Wirklichkeit aussagt und erst aufgrund einer empirischen Überprüfung als wahr ausgewiesen werden kann. Andererseits ist der Satz »Wenn Karl Friesen ein Junggeselle ist, dann ist er unverheiratet« wahr, ohne auf einem empirischen Faktum zu beruhen und nicht aufgrund der logischen Verbindungszeichen. Die Wahrheit basiert auf der Bedeutungsbeziehung, die zwischen den beiden Begriffen »Junggeselle« und »unverheiratet« besteht und ohne Kenntnis außersprachlicher Fakten, allein durch die Intension beider Begriffe feststeht. Eingedenk des Einwands von Quine, dass zwischen analytischen und synthetischen Sätzen keine scharfe Grenzlinie gezogen werden kann, schlägt Carnap vor, unter die semantischen Regeln eines Sprachsystems Bestimmungen aufzunehmen, die die Bedeutungszusammenhänge zwischen den deskriptiven Zeichen des Sprachsystems festlegen, so z.B. die Äquivalenz der Begriffe »Junggeselle« und »unverheirateter Mann«. Die Analytizität aufgrund von Bedeutungszusammenhängen bezeichnet er als A-Wahrheit eines Satzes. Infolge dieser Festlegung dürfen in logisch analytischen Sätzen auch nur a-wahre Sätze Eingang finden.
PP
LIT:
- A. Beckermann. Analytische Einfhrung in die Philosophie des Geistes. Berlin/New York 1999. S. 195197
- R. Carnap: Bedeutungspostulate. In: Bedeutung und Notwendigkeit. Wien/New York 1972. S. 278 ff.