Dualismus
im Gegensatz zum Monismus stehende Auffassung, nach der das Seiende auf zwei nicht voneinander ableitbare bzw. sich ausschließende Prinzipien oder Substanzen (z.B. Geist und Materie, Seele und Körper, Gut und Böse) zurückführbar ist. Der Platonische D. unterscheidet zwischen Ideenwelt (Bereich des ewigen und vollkommenen Seins) und Welt der sinnlichen Erfahrung, die kraft ihrer Teilhabe an jener existiere. Die irrtumsbehaftete Ebene der sinnlichen Wahrnehmung wird von jener der wahren Erkenntnis der Ideen abgegrenzt. Der Platonische D. hat im Christentum nachgewirkt. Bei Augustinus stellt er sich als Kampf zwischen zwei entgegengesetzten Reichen, dem Gottes- und dem Weltreich, dar. Descartes’ Substanzendualismus stellt dem materiellen, ausgedehnten Sein (res extensa) ein immaterielles, nicht ausgedehntes, bewusstes Sein (res cogitans) gegenüber. Hieraus geht der psychophysische Leib-Seele-D. Descartes’ hervor, nach dem die Seele den menschlichen Körper steuert wie ein »Geist in der Maschine«. In der 3-Welten-Theorie Poppers hat der cartesianische Leib-Seele-D. eine erkenntnistheoretisch fundierte Erneuerung erfahren. Nach Popper muss eine Welt 2 der psychischen Vorgänge angenommen werden, damit eine Vermittlung zwischen Welt 3 der logischen Gehalte und Theorien einerseits und Welt 1 der physischen Vorgänge andererseits möglich ist. – Kant hat einen ethischen D. begründet. Er unterscheidet Pflicht und Neigung ebenso wie Autonomie als vernünftige Selbstbestimmung des Menschen im intelligiblen Reich der Zwecke und Heteronomie als kausale Determiniertheit des Erfahrungssubjekts. Jüngst hat die Diskursethik versucht, den ethischen D. Kants in eine Dialektik von realer und idealer Kommunikationsgemeinschaft aufzuheben.
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LIT:
- J. Eccles/K. Popper: Das Ich und sein Gehirn. Mnchen 1982
- S. Ptrement: Le dualisme chez Platon, les gnostique et les manichens. 1947
- K. Popper: Objektive Erkenntnis. Hamburg 1973
- G. Ryle: The conept of mind. London 1949 (dt. Der Begriff des Geistes. Stuttgart 1969).