Empeiria
(griech. Erfahrung, Kenntnis), wird von Platon, ähnlich wie bei den Vorsokratikern, als die Kenntnis von Tatsachen ohne Wissen um deren Gründe und Ursachen definiert und unterscheidet sich damit einerseits von Kunst (techne) und andererseits von Vernunft (Gorgias, Phaidros). Auf E. beruhen demnach Disziplinen wie die Rhetorik, während die eigentlichen Wissenschaften und Künste wie die Philosophie auf Sinneswahrnehmung verzichten können und lediglich dem spekulativen Denken entspringen. Aristoteles beschreibt den Unterschied noch genauer: Während E. nur nach dem Was fragt, geben die Wissenschaften und Künste Aufschluss über das Warum (Met., An. post.). Erkenntniswert kommt der E. lediglich zu, wenn gleiche Erinnerungen aus einer Sinneswahrnehmung entstehen, so definiert im Stoizismus und bei Galenus. Im Kontext des erkenntnistheoretischen Empirismus bei Bacon und Locke und im 19. Jh. bei Mill und Dingler wird E. zum methodologischen Prinzip wissenschaftlicher Kenntnis.
JM
LIT:
- K. Deichgrber: Die griech. Empirikerschule (1930). Nachdr. Berlin 1965
- F. Kambartel: Erfahrung und Struktur. Bausteine zu einer Kritik des Empirismus und Formalismus. Frankfurt 1968
- L. Krger: Der Begriff des Empirismus. Berlin/New York 1973.