Entität
(lat. ens: seiend), Grundbegriff der Ontologie. Als E. bezeichnet man ein einzelnes, individuell seiendes, unteilbares (substantielles) Etwas und zugleich sein Wesen. Das Wort ist durch die Scholastik, insbesondere des Thomas von Aquin, geprägt, wobei Thomas (vgl. S. th. I.16.6.) mit dem Begriff den Aspekt des existentiellen und wirklichen Daseins einer Sache akzentuiert. Der dem Terminus E. zugrundeliegende aristotelische Begriff des Wesens (Substanz, ousia) ist (nicht zuletzt deshalb, weil Aristoteles – in Met. G bzw. Z – von ousia in verschiedenen Bedeutungen spricht) in der Forschung höchst umstritten, und dieser Streit steht im Zentrum der Kontroverse um die aristotelische Metaphysik. Nach traditionellem Verständnis wird als E. das aus Stoff und Form zusammengesetzte einzelne Seiende verstanden; diese Deutung hat allerdings den Nachteil, dass das Akzidentelle und Unbestimmte der Materie ebenfalls als Seiendes vorgestellt wird. Die idealistische Deutung sieht demgegenüber in der bloßen Form den Kern der aristotelischen ousia. E. ist dann die (unvergängliche und ideale) Form. Diese Deutung hat den Nachteil, dass das mit größter Evidenz Seiende, nämlich das Materiell-Sinnliche, aus dem Bereich des Seienden herausfällt. Ebenfalls umstritten ist die Frage, wovon es überhaupt Wesen gibt, ob nur von lebenden Individuen oder auch von Artefakten.
MFM
In der formalen Logik und der logischen Semantik ist »E.« eine allgemeine Bezeichnung für ein sprachliches bzw. gedankliches Objekt oder für ein außersprachliches Bezugsobjekt. Dabei bleibt der ontologische Charakter (d.h. Wirklichkeit oder nur Vorstellung) ebenso unbestimmt wie die Art des Objekts (d.h. Gegenstände, Ereignisse oder Personen). E. stellt die gemeinsame Bezeichnung für Eigenschaften, Propositionen, Klassen, Gegenstände dar, ohne Berücksichtigung der Unterscheidung von abstrakten und konkreten E.en. [PP]
MFM
LIT:
- E. Hartmann: Substance, Body and Soul. Princeton 1977
- W. Leszl: Aristotles Conception of Ontology. Padua 1975. S. 282 ff
- M. Th. Liske: Aristoteles und der aristotelische Essentialismus. Mnchen 1985
- H. Schmitz: Die Ideenlehre des Aristoteles. Bonn 1985
- W. Viertel: Der Begriff der Substanz bei Aristoteles. Knigstein 1982.