Erleben
direktes gegenwärtiges inneres Erfassen einer Erscheinung. Dieses Erfassen hat E. mit innerer Erfahrung gemein. E. ist zu unterscheiden von seinem Inhalt, dem Erlebten als solchem und vom Gegenstand des E.s. Ein gehabtes Erlebnis koinzidiert nicht mit dem momentanen E., demgegenüber es zeitlich abgehoben ist; ein Erlebnis kann bezeichnet werden als ein ehemaliges, modifiziertes E. Insofern Erlebnisse jedoch je präsent sind in zeitlich voneinander abstehenden und in zeitlich zusammenhängenden Modi des Erinnerten, erhält die erweiternde Rede vom einheitsstiftenden und beständigen »Strom« des E.s Sinn und Berechtigung. – Der Gegenstand des E.s differiert vom E. selbst; er kann, muss aber nicht bestehen, wie z.B. ein bloß geträumter Gegenstand. Gleichwohl bilden Erlebensakt, sein Inhalt und sein Bezugsobjekt einen sinnstiftenden Zusammenhang, der selbst »im E. gegeben« ist (W. Dilthey). In expliziter aktueller Zuwendung zu einem der Momente sind die andern »mit da«, wobei dem E. selbst die Fundierung seiner Bezugskorrelate, Inhalt und Gegenstand, zuzuschreiben ist. E. zeigt sich selbst als Komplex mehrerer Eigenschaften, die es in sich vereinigt (F. Brentano). E. ist zunächst ein persönliches, inneres E., das einem nicht genommen werden kann, dessen man sich sicher und bewusst ist. Von einem nicht bewussten E. als modifiziertem E. wird hier abgesehen. Ein bewusstes E. ist immer auch ein intentionales E. Als solches weist es eine zweifache Beziehung auf; es ist einerseits transzendent gerichtet auf etwas Anderes als es selbst, andererseits ist es bezogen auf sich selbst. Zur vollständigen Beschreibung des intentionalen »Wesens« von E. (E. Husserl) gehören die verschiedenen Modi seiner Intentionen, wie auch die verschiedenen Gegebenheitsweisen seiner Korrelate.
WB
LIT:
- F. Brentano: Deskriptive Psychologie. Hamburg 1982
- W. Dilthey: Ideen ber eine beschreibende und zergliedernde Psychologie (1894). Ges. Schriften V. Stuttgart/Tbingen 1982
- E. Husserl: 5. Logische Untersuchung. Hua XIX. Den Haag 1975.