Funktionalistische Theorien des Geistes
Die Aussage, dass mentale Zustände funktionale Zustände sind, ist als solche ontologisch neutral. Auch eine immaterielle Seele könnte die kausale Rolle realisieren, die zum Beispiel einem funktional spezifizierten mentalen Zustand wie ›Schmerz‹ zukommt. Damit der Funktionalismus zu einer physikalistischen Theorie des Geistes wird, muss die zusätzliche These sowohl vom Computerfunktionalismus als auch vom kausaltheoretischen Funktionalismus vertreten werden, dass alle mentalen Zustände durch physische Zustände realisiert werden. Die Multirealisierbarkeit dieser Zustände besagt diesbezüglich, dass mit ganz verschiedenen physikalischen Zuständen im Prinzip z.B. ein und dasselbe Computerprogramm realisiert werden kann. Gegen den Funktionalismus ist u. a. eingewandt worden, dass bei der Identifizierung phänomenaler Zustände mit ihrer kausalen Rolle der qualitative Charakter z.B. einer Schmerzerfahrung ausgelassen wird. So ist es durchaus denkbar, dass ein System in seinen In- und Outputs funktional mit einer Person identisch ist, die unter großen Schmerzen leidet, und trotzdem keinen Schmerz phänomenal erlebt. Auch die logische Möglichkeit invertierter Farbspektren bei funktional äquivalent handelnden Personen ist zumindest denkbar. In der Philosophie des Geistes wird die Plausibilität dieser Argumente nach wie vor kontrovers diskutiert.
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LIT:
- J. Kim: Philosophy of Mind. Boulder 1996.