Homo-mensura-Satz
(Mensch-Maß-Satz). »Der Mensch ist das Maß aller Dinge, der seienden, daß sie sind, der nicht-seienden, daß sie nicht sind.« Der Satz wird dem Sophisten Protagoras zugeschrieben. Die für die Überlieferung wichtigsten Quellen bilden Platons Theaitet (152 a ff.) und Sextus Empiricus’ Pyrrhonische Grundrisse (I 216). Wenn der für die Philosophiegeschichte sehr bedeutsame Satz auch in unterschiedlicher Weise rezipiert und interpretiert wurde, so muss er als Ausdruck der grundlegenden Problematik des Verhältnisses von erkennendem Subjekt und Erkenntnisobjekt verstanden werden. Die nachstehende Erläuterung: »Wie alles einzelne mir erscheint, so ist es für mich, wie dir, so ist es wieder für dich« enthält vornehmlich drei Rücksichten: die subjektivistische, sensualistische und relativistische. Der je einzelne Mensch wird als Maß aller sinnfälligen Dinge bestimmt. Die Konsequenz wäre eine subjektivistische Erkenntnis im Sinne eines nicht objektivierbaren Wissens, also eine relativistische, gleichgültige Erkenntnis, die auf der Gleichsetzung von Sein mit »jemandem scheinen« fußt. Das Maß des Protagoras ist beliebig und steht damit dem heraklitischen Logos entgegen.
DG
LIT:
- A. Neumann: Die Problematik des Homo-mensura-Satzes. In: Class. Philol. 33 (1938) 36879.