Horizontbewusstsein,Horizontintentionalität
In der Phänomenologie von Husserl wird mit Horizont zunächst der Spielraum möglicher Erfahrung benannt. Das Hb. beinhaltet die Vertrautheit mit dem geregelten Verweisungszusammenhang, innerhalb dessen sich die konkrete Erfahrung eines Bewusstseins fortsetzen kann. Hb. und Hi. gewinnen ihren Sinn erst auf der Grundlage der intentionalen Struktur des Bewussteins. Am Beispiel der Wahrnehmung verdeutlicht Husserl diese Struktur: Bei jeder gegenständlichen Wahrnehmung ist uns ein Wahrnehmungsding immer nur in einer bestimmten Gegebenheitsweise (Abschattung) präsent, die anderen nicht wirklich anschaulich gegebenen Seiten des Dinges sind nur als Möglichkeiten (»Vermöglichkeiten«) bewusst, die der Wahrnehmende in wirkliche Anschauung überführen könnte. Der Verweisungszusammenhang ist durch den Sinngehalt des Gegenstandes gegeben (z.B. verweist die Frontseite eines Hauses auf die Rückseite und die Seitenwände). Husserl unterscheidet dabei zwischen Innenhorizont, womit die weiteren Bestimmungen des thematischen Dinges gemeint sind, und dem Außenhorizont, der den Zusammenhang mit anderen, ihn umgebenden Gegenständen bezeichnet. Die Horizonthaftigkeit wird durch die Analyse des Bewusstseinserlebnisses ausgewiesen. Diese Analyse lässt sich durch folgende Schritte wiedergeben: Auszugehen ist von den reellen Momenten des Bewusstseinserlebnisses, den Empfindungskomplexionen und der Apperzeption, in der die Mannigfaltigkeit des Empfindungsinhalts vergegenständlicht wird. Der durch die Apperzeption gegebene Gegenstand ist nur in bestimmten Perspektiven präsent, gleichzeitig sind dem Bewusstsein andere Perspektiven mitgegenwärtig. Diese Mitgegenwärtigkeit wird von Husserl als Appräsentation bezeichnet. Durch solche Appräsentationen ergeben sich für das Bewusstsein Horizonte. Das Gegenstandsbewusstsein ist insofern Hb., da mit jeder Apperzeption solche Appräsentationen einhergehen. D.h. für das Bewusstsein ergibt sich immer ein Sinnüberschuss über die aktuelle Gegebenheitsweise hinaus.
PP
LIT:
- E. Husserl: Ideen zu einer reinen Phnomenologie und phnomenologischen Philosophie. Hua III/1. Abschnitt 15.