Identitätstheorien des Geistes
In der zeitgenössischen Philosophie des Geistes wird die metaphysische Frage nach der Identität von mentalen und physischen Eigenschaften besonders intensiv von epistemischen Erwägungen mitbestimmt. So wird vielfach davon ausgegangen, dass z.B. die aus dem Alltag bekannten Eigenschaften des Wassers sich aufgrund von dessen mikrophysikalischer Struktur problemlos erklären und mit H2O auch identifizieren lassen. Die Identitätssetzung einer phänomenalen Eigenschaft mit einer physischen Eigenschaft wie ›Schmerzempfindung = C-Fasernreizung‹ wird hingegen häufig als gesondert erklärungsbedürftig oder auch als falsch angesehen. Wir können uns widerspruchsfrei vorstellen, dass ein Schmerzzustand ohne C-Fasernreizung auftritt und umgekehrt. Denn das Erlebnis von Schmerz scheint diesen unmittelbar so zu erfassen, wie er an sich ist. Von Vertretern der Identitätstheorie wie z.B. von Brian P. McLaughlin wird nun keinesfalls behauptet, dass neuronale bzw. funktionale Begriffe einen Schmerzzustand unmittelbar so erfassen, wie ein phänomenaler Begriff eine phänomenal erlebte Eigenschaft erfasst. Allerdings wird u.a. geltend gemacht, dass phänomenale Begriffe gar keinen deskriptiven Gehalt haben und deshalb auch nichts Wesentliches über die Natur phänomenaler Zustände aussagen, sondern sie lediglich zeigen oder benennen. Die I. von mentalen und physischen Eigenschaften wird somit nach Auffassung von Vertretern einer I. d. G. aufgrund modaler Überlegungen nicht in Frage gestellt.
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LIT:
- S. Kripke: Naming and Necessity. Cambridge 1980
- B. P. McLaughlin: Zur Verteidigung des New-Wave Materialismus. In: M. Pauen/A. Stephan (Hg.): Phnomenales Bewusstsein Rckkehr zur Identittstheorie. Paderborn 2002. S. 208221.