Induktivismus
wissenschaftstheoretische Position, nach deren Auffassung Beobachtungsaussagen die Grundlage jeder Erkenntnis darstellen. Beobachtungsaussagen (bzw. Erlebnisaussagen) stehen am Anfang eines jeden Erkenntnisprozesses, durch einen Induktionsschluss werden aus diesen Einzelaussagen allgemeine Sätze oder Hypothesen gewonnen. Die induktive Verallgemeinerung ist ein Schluss von einer Teilmenge auf eine Gesamtmenge. Dabei sagen die Prämissen (d.h. die Sätze über beobachtete Fälle) aus, dass für alle Elemente einer Teilmenge eine gewisse Eigenschaft zutrifft, und die Konklusion, dass diese Eigenschaft für alle Elemente in der Gesamtmenge zutrifft. Die Konklusion ist eine allgemeine Hypothese über unendlich viele Elemente einer Gesamtmenge. Dem I. liegt als Annahme die Gleichförmigkeit der Natur zugrunde. Diese Gleichförmigkeit lässt die Erwartung zu, dass beobachtete Phänomene sich auch zukünftig so ereignen werden wie bisher. Problematisch wird diese Position dadurch, dass die Zuverlässigkeit und Geltung des Induktionsprinzips nicht seinerseits durch Erfahrung (d.i. induktiv) begründet werden kann. Eine derartige Begründung ist zirkulär, da jeder induktive Begründungsversuch des Induktionsprinzips bereits von dessen Geltung ausgeht. Hume und Popper bezweifeln die Möglichkeit, durch induktive Verallgemeinerung die Wahrheit wissenschaftlicher Hypothesen begründen zu können.
PP
LIT:
- W. K. Essler: Induktive Logik. Freiburg/Mnchen 1970
- J. St. Mill: System der deduktiven und induktiven Logik I-III. In: Gesammelte Werke. Aalen 1968
- K. Popper: Logik der Forschung. Tbingen 71982
- Ders.: Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie. Tbingen 1979
- N. Rescher: Induktion. Zur Rechtfertigung des induktiven Schlieens. Mnchen/Wien 1987
- W. Stegmller: Das Problem der Induktion. In: H. Lenk (Hg.): Neue Aspekte der Wissenschaftstheorie. Braunschweig 1971. S. 1374.