Konnektionismus
auch Konnektivismus, relativ neuer Ansatz in den Bereichen der Künstliche-Intelligenz-Forschung, Kognitionswissenschaften und Philosophie des Geistes (Philosophy of Mind). Im Gegensatz zu herkömmlichen digitalen, an propositionalen Prozessen orientierten Modellen des Geistes arbeitet der K. mit stärker auf Strukturen des Gehirns bezogenen parallelen Prozessen. Das Grundmodell des K. kann man sich folgendermaßen vorstellen: Es besteht aus mehreren Lagen von Einheiten/Knotenpunkten in einem neuronalen oder elektronischen Netzwerk. Zwischen der Ebene der Input-Einheiten und Output-Einheiten befinden sich eine oder mehrere Lagen sogenannter »versteckter« Einheiten. Die Einheiten einer Lage und direkt benachbarter Lagen sind alle miteinander verbunden. Diese Verbindungen sind variabel und unterliegen Veränderungen nach Maßgabe eines »Lern-Algorithmus«. Nach entsprechendem »Training« ist ein konnektionistisches System z.B. in der Lage, gesprochene in geschriebene Sprache zu übersetzen. – Die Interpretation dieser Leistungen ist sehr umstritten. Interessant ist an diesen Systemen v. a., dass sich keine einzelne Einheit oder Verbindung als bestimmte Repräsentation deuten lässt, und dass sie in der Lage sind, ohne eine Spezifizierung notwendiger und hinreichender Bedingungen zu arbeiten. Weiter ist die Nähe konnektionistischer Modelle zu neuronalen Prozessen interessant, wie diese beim jetzigen Stand der Neurowissenschaften erklärt werden, wenn auch alle diese Systeme bislang auf herkömmlichen digitalen Computern simuliert werden. Konnektionistische Systeme haben gegenüber herkömmlichen Modellen v.a. in Bereichen der Mustererkennung besondere Vorteile, während digitale Systeme besser zur Erforschung argumentativer Prozesse geeignet sind. Leib-Seele-Problem.
MBI
LIT:
- A: Abrahamsen/W. Bechtel: Connectionism and the Mind. An Introduction to Parallel Processing in Networks. Cambridge 1991
- W. Ramsey/S. P. Stich/D. E. Rummelhart (Hg.): Philosophy and Connectionist Theory. Hillsdale 1991.