Kontinuität,Kontinuitätsgesetz
ununterbrochener Zusammenhang, dessen potentielle Teile ebenfalls immer kontinuierlich sein müssen. Bei Parmenides ist das Seiende dicht zusammenhängend; Aristoteles spricht von dem, dessen potentielle Grenzen zusammenfallen statt sich nur zu berühren. Die K. ist hier nie aus Diskretem aktual zusammengesetzt, beides nie ineinander überführbar. Bei Leibniz kann Grenze und Begrenztes, z.B. Punkt und Strecke, kontinuierlich ineinander transformiert werden; beide stehen in einer artähnlichen, nicht aber artgleichen, z.B. Teil-Ganzes, Relation. Sein K.gesetz besagt allgemein, dass dem übergeordneten Fall scheinbar entgegengesetzte Fälle als Grenzfälle, die lückenlos in einem kontinuierlichen Spektrum des Gegenstandsbereichs eingefügt sein sollen, doch Eigentümlichkeiten des Hauptfalles besitzen, obwohl sie streng nicht eingeschlossen sind. Die Regeln des Endlichen gelten im Unendlichen und umgekehrt. Ruhe ist unendlich kleine Bewegung, eine unendlich kleine Figur endlich. Das K.gesetz bezieht sich auf stetige Funktionen: Stetige Änderung der unabhängigen Größe bedeutet stetige Änderung der abhängigen. Metaphysisch sind die Monaden und ihre Perzeptionen kontinuierlich geordnet, während die Natur nur ideal kontinuierlich ist. – Nachwirkungen bei Kant, Peirce, J. V. Poncelet und D. Laugwitz in der Nichtstandardanalysis.
PE
LIT:
- D. Laugwitz: Zahlen und Kontinuum. Darmstadt 1986
- G. W. Leibniz: Schriften zur Logik und philosophischen Grundlegung von Mathematik und Naturwissenschaft. Darmstadt 1992
- M. Otte: Kontinuittsprinzip und das Prinzip der Identitt des Ununterscheidbaren. In: Studia Leibnitiana 25 (1993)
- Ch. S. Peirce: Naturordnung und Zeichenproze. Frankfurt 1991
- B. Russell: A Critical Exposition of the Philosophy of Leibniz. London 51958
- G. Wanke: Das Stetigkeitsgesetz bei Leibniz. Kiel 1892.