Lichtmetaphysik
metaphysische Betrachtung des Ursprungs als lichten Grund des Seins, wobei die der sinnlichen Welt entlehnte Licht-Metapher das mit ihr bezeichnete Übersinnliche deshalb angemessen charakterisieren kann, weil der transzendente Grund selbst seinem Wesen nach »lichthaft« ist (Beierwaltes). Im Sonnengleichnis (Politeia 507d-509b) vergleicht Platon die Idee des Guten, den Grund von Wahrheit und Wissen, mit der Sonne. Plotin (Enneade V, 5, 8) und der Neuplatonismus entfalten diesen Gedanken, indem sie das sinnliche Licht als niedere Emanation des ursprünglichen, geistigen Lichtes auffassen, welches Urgrund von allem ist. Die L. Philons (De opif. mundi) speist sich neben dieser griechisch-platonischen Quelle auch noch aus alttestamentlich-jüdischen Schöpfungsvorstellungen, ebenso wie die in verschiedenen gnostischen Systemen entwickelte L. Beherrschenden Einfluss auf das MA. gewinnt Augustinus, der biblisch-christliche und philosophische (v. a. neuplatonische) Gedanken in einem eigenen Neuansatz vereinigt: Gott als geistiges Licht (lux intelligibilis) »in dem und von dem und durch den« alles leuchtet und erleuchtet wird (Soliloquia I, 3) (Illumination). Die neuzeitliche L. greift zum Teil wieder auf gnostische Gedanken zurück (Böhme, Schelling).
JS
LIT:
- W. Beierwaltes: Lux intelligibilis. Mnchen 1957
- H. Blumenberg: Licht als Metapher der Wahrheit. In: Studium Generale 10 (1957). S. 432447.