Moral sense
Schlüsselbegriff der Ethik im 18. Jh., der zum Ausdruck bringt, dass moralische Wertungen einem Vermögen der Seele entspringen, die Harmonie oder Disharmonie ihres Zustandes zu empfinden und dabei in Form der sittlichen Entscheidung Stellung zu nehmen (Shaftesbury). Beim »moralischen Sinn« handelt sich um ein Prinzip der menschlichen Natur, das nicht auf einfachere Erlebnisweisen und auch nicht auf Vernunft zurückgeführt werden kann. Hutcheson formte diese Auffassung zu einer Ethik: Der moralische Sinn veranlasst den Menschen zur Billigung altruistischer Motive bzw. Dispositionen und zur Missbilligung menschenfeindlicher Neigungen. Er führt zu einer Form des Altruismus i.S. einer wohlwollenden Einstellung des Menschen, die sich auf das größtmögliche Glück bzw. die größtmögliche Vervollkommnung eines sozialen Ganzen richtet. Die damit einhergehende moralische Billigung vollzieht sich unabhängig von Nützlichkeitsgesichtspunkten und Trieberfüllungen. Die gleichzeitige Annahme eines Ideals der Harmonie von Neigungen erlaubt es, auch den egoistischen Trieben eine positive Bedeutung beizumessen, sofern sie nur die innere Harmonie der Persönlichkeit nicht beeinträchtigen.
PP
LIT:
- F. Hutcheson: Erluterungen zum moralischen Sinn. Stuttgart 1984
- W. Schrader: Ethik und Anthropologie in der englischen Aufklrung. Hamburg 1984.