Morphe
(griech. Gestalt, Form). Bei Hippokrates (peri aeron hydaton topon) heißt M. einfach die Gestalt des Körpers. Platon benutzt den Begriff gelegentlich etwa im Sinne von Idee (Phaidon 104 d 7), aber zu einem terminus technicus wird M. erst bei Aristoteles, der m. und eidos (to ti en einai) in der Regel als synonym behandelt (Met. 1017 b 25, 1029 a 3). Primär bedeutet es freilich auch bei ihm sinnliche Gestalt oder Form (Met. 1033 b 6). Die Rolle, die M. bei Aristoteles spielt, ergibt sich im Rahmen der Frage, was eigentlich Substanz sei (Met. Z. 1). Zunächst erheben vier Kandidaten den Anspruch darauf, Substanz zu sein (Met. Z. 3): »Wesenheit (usia) wird, wenn nicht in mehr, doch in vier Hauptbedeutungen gebraucht. Denn das Wesenswas (to ti en einai) und das Allgemeine (katholou) und das Geschlecht (genos) wird für die Wesenheit eines jeden gehalten und dazu viertens das Substrat (hypokeimenon).« D.h. auf die Frage, was unter Substanz zu verstehen sei, wird entweder mit der Angabe der Wesensbestimmung oder des Allgemeinen oder der Gattung oder des Zugrundeliegenden, des Substrats geantwortet. »Substrat aber ist dasjenige, von dem das übrige ausgesagt wird, ohne daß es selbst wieder ausgesagt wird«, d.h. ein konkretes Ding. »Darum müssen wir zuerst über dieses Bestimmungen treffen, da das erste Substrat am meisten Wesenheit zu sein scheint. Als Substrat nun wird in gewisser Weise die Materie bezeichnet (Hyle), in anderer Weise die Form (m.) und drittens das aus beiden Hervorgehende. Ich verstehe aber unter Materie z.B. das Erz, unter Form (m.) die Gestalt (schema) seines Bildes (idea), unter dem aus beiden Hervorgehenden die Bildsäule als konkretes Ganzes. Wenn nun die Form (eidos) früher und mehr seiend ist als die Materie, so muß sie aus demselben Grunde früher sein als das aus beiden Hervorgehende.« Auch in der langen Erörterung der Prinzipien des Werdens in der Physik 190 b 20 ff. verwendet Aristoteles den Ausdruck M. für Form.
MSU
LIT:
- M. V. Wedin: Subjects and Substance in Metaphysics Z 3. In: In: C. Rapp (Hg.): Aristoteles, Metaphysik. Die Substanzbcher (Z, H, ). Berlin 1996. S. 41 ff.