Natura naturans/ naturata
(lat. hervorbringende/hervorgebrachte Natur), Begriffspaar scholastischen Ursprungs, das zunächst dazu diente, Naturprodukte von Kunstprodukten zu unterscheiden. Naturprodukte haben keinen äußeren Ursprung oder Urheber. Durch einen natürlichen Prozess können sie sich verändern und von einem hervorbringenden Anfangszustand in einen hervorgebrachten Endzustand übergehen. – Im frühen 13. Jh. verwendete der Übersetzer Michael Scottus das Begriffspaar, um das Verhältnis von Gott und Welt im Rahmen eines neuplatonischen Modells zu charakterisieren: Die Welt als hervorgebrachte Natur ist aus Gott, der hervorbringenden Natur, entstanden und weist deshalb intrinsisch göttliche Züge auf. Wer den inneren Ursprung der Welt verehrt, verehrt auch Gott. – An die ma. Tradition knüpfte im 17. Jh. Spinoza an, indem er behauptete, dass die Modi einer Substanz stets die Abhängigkeit von Gott, der hervorbringenden Natur, ausdrücken.
DP
LIT:
- M. Gueroult: Spinoza. Bd. 1. Paris 1968
- O. Weijers: Contribution lhistoire des termes natura naturans et natura naturata. In: Vivarium 16 (1978). S. 7080.