Notwendigkeit
Die Bedeutung von N. hängt von dem Gegenstandsbereich seiner Anwendung ab: In Bezug auf Naturphänomene wird von kausal-mechanischer N. gesprochen, wenn wie bei Descartes damit eine durchgängige Determination im Bereich des physisch-ausgedehnten Seins behauptet wird. Neben dieser strengen Kausalität wird von Hume eine N. der Kausalverknüpfung vertreten, die auf subjektiver Gewöhnung bzw. subjektiver Nötigung des Vorstellens beruht; Beobachtungen empirischer Regelmäßigkeiten sollen eine gewohnheitsmäßige Neigung des Verstandes hervorrufen, gleiche Ereignisfolgen auch in Zukunft zu erwarten. Der Kantische Begriff der N. wird zwar in Bezug auf Erkenntnis behauptet, der N.charakter der Begriffe ist aber in apriorischen Erkenntnissen begründet. In transzendentallogischer Bestimmung wird der Begriff N. bzw. Kausalität als konstitutiv für Erkenntnis ausgewiesen. – Leibniz thematisiert die Unterscheidung zwischen Vernunft- und Tatsachenwahrheiten anhand des Begriffs der N. Die Vernunftwahrheiten gründen in dem Widerspruchsprinzip, d.h. sie sind logisch notwendig wahr, während für die Tatsachenwahrheiten auf der Grundlage des Prinzips des zureichenden Grundes nur hypothetische N. behauptet werden kann. – In Bezug auf den Bereich der Handlung betrifft der Begriff der N. das Verhältnis von Freiheit und Determination. N. kann bedeuten, dass der Einzelne nicht anders handeln konnte, als er gehandelt hat – das entspricht einer Position des Determinismus. Dadurch stellt N. den Gegenbegriff zu Freiheit dar. Wright spricht im Zusammenhang des praktischen Syllogismus von praktischer N., um anzuzeigen, dass sich eine Handlung aus zwei Prämissen logisch notwendig ergibt. In den beiden Prämissen muss eine Absicht geäußert werden und eine Meinung über das geeignete Mittel zur Realisierung dieser Absicht. Aus der Angabe der logischen N. folgt nicht, dass eine solche Handlung auch notwendig vollzogen werden muss, wenn diese Absicht und die zugehörige Mitteleinschätzung vorliegen. Modallogik.
PP
LIT:
- R. Descartes: Regeln zur Ausrichtung der Erkenntniskraft. Hamburg 1973
- D. Hume: Ein Traktat ber die menschliche Natur. Buch I. Hamburg 1989. 3. Teil
- I. Kant: Kritik der reinen Vernunft. A 1. B 232 f
- G.W. Leibniz: Metaphysische Abhandlung. Hamburg 21985
- D. Wandschneider: Notwendigkeit. In: HWPh
- G. H. v. Wright: Erklren und Verstehen. Frankfurt 1974.