Öffentliche Meinung
das Ensemble der öffentlich vorfindlichen Ansichten über Personen, Handlungen und Ereignisse. In der philosophischen Staatstheorie steht die ö.M. als Instanz sozialer Kontrolle in gespanntem Verhältnis zum normativ-kritischen Anspruch des Begriffs der Öffentlichkeit. – Der Konformitätsdruck der ö.M. veranlasst nach Noelle-Neumann die Individuen aufgrund ihrer »sozialen Isolationsfurcht« dazu, sich unkritisch den vorherrschenden, massenmedial verbreiteten Meinungen anzuschließen. Diese sozialpsychologische Fassung des Begriffs der ö.M. wird v.a. kritisiert wegen des »Kurzschlusses« (Habermas) zwischen administrativ bzw. massenmedial hergestellter und demoskopisch erhobener ö.M., wodurch an die Stelle vernünftiger öffentlicher Willensbildung eine rein strategisch-politische Legitimationsbeschaffung tritt. – Aus systemtheoretischer Sicht wird ö.M. als System der Selbstbeobachtung der Gesellschaft betrachtet, das durch den Mechanismus der Themenselektion die öffentliche Aufmerksamkeit fokussiert und strukturiert und so Themen und Meinungen sozial kommunizierbar macht.
BD
LIT:
- J. Habermas: Strukturwandel der ffentlichkeit. Frankfurt 1990 (Neuaufl.)
- W. R. Langenbucher (Hg.): Politik und Kommunikation. Mnchen/Zrich 1979
- E. Noelle-Neumann: Die Schweigespirale. Mnchen 1980.