Oligarchie
(griech. oligoi: wenige; archein: herrschen), in der antiken Lehre der Herrschaftsformen eine Entartung der Aristokratie, die entsteht, wenn die aristokratische Elite den Staat nicht mehr im Sinne des Allgemeinwohls regiert, sondern nurmehr Eigeninteressen vertritt. Aristoteles bestimmt O. näher als Herrschaft der Reichsten und damit als Gegensatz zur Demokratie, die den Vorteil der Armen sucht, also auch als Ausdruck von Gruppeninteressen verstanden wird, dafür hat sich jedoch der Terminus Plutokratie eingebürgert, während O. allgemeiner jede Herrschaft einer kleinen Gruppe über den Staat bezeichnet. Oligarchische Elemente finden sich in nahezu allen Staatsformen, auch in Teilbereichen moderner demokratischer Systeme. Das »eherne Gesetz der Oligarchisierung«, das R. Michels in seiner für die moderne Politik-Theorie grundlegenden Studie Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie (1911) in der faktischen Herrschaft kleiner, sich abkapselnder und intern ergänzender Führungseliten wirken sieht, wird durch zwei gegenläufige Strategien eingegrenzt: ein strikter Legalismus möchte die Herrschaft von Menschen durch die Herrschaft von Gesetzen bezwingen, während Bürgerbewegungen gegenüber verkrusteten politischen Strukturen die Mobilisierung breiter Teile der Bevölkerung – bis hin zu zivilem Ungehorsam – anstreben.
WST