Patriarchat
bezeichnet ganz allgemein – und entsprechend ungenau – die Herrschaftsposition des Mannes in Familie, Gesellschaft, Politik. Die Merkmale dieser Herrschaftsstruktur bestehen im engeren Sinn in der väterlichen Entscheidungsgewalt über die Kinder, einer herausgehobenen Vater – Sohn – Beziehung mit entsprechendem Erbgang, der Kontrolle weiblicher Sexualität und einer autoritären Fürsorgepflicht des Vaters, der über eine uneingeschränkte Strafgewalt innerhalb des Familienverbandes verfügt. Der heuristische Wert des P.-Begriffs erscheint der neueren ethnologischen Forschung allerdings zu begrenzt. Über den Rahmen agrarisch bestimmter Formationen mit großfamilialen Geflechten hinaus spricht M. Weber bei der Typologisierung von vor-modernen Herrschaftsverhältnissen vom P. In der feministischen Theoriebildung wird P. weit gefasst als Synonym einer spezifisch männlichen, naturvergessenen, instrumentellen, kalkulierenden Rationalität.
TN
LIT:
- K. E. Mller: Die bessere und die schlechtere Hlfte Ethnologie des Geschlechterkonflikts. Frankfurt/New York 1989.