Pluralismus
(politik)wissenschaftlicher Theoriebegriff für die Kritik an der »Omnikompetenz« (H. Laski) staatlicher Souveränität. Dabei bezweifelt der P. die Begründbarkeit von a priori formulierten Vorstellungen des Gemeinwohls, des allgemeinen Willens. Das politisch und gesellschaftlich »Gute« entzieht sich einem Erkenntnisprozess und kann nur aus dem Streit partikularer Interessen hervorgehen. Dem Staat kommt hier keine besondere Souveränität zu, seine Legitimität steht nicht über der Legitimität partikularer Interessen. Verbände, Interessengruppen gelten nicht als Bedrohung staatlicher Handlungsmacht. Strategische Überlegungen der Arbeiterbewegung stehen dann etwa auch am Beginn des europäischen Diskurses über P. (G. d.h. Cole/H. Laski/E. Fraenkel). Das Allgemeinwohl konstituiert sich vor dem Hintergrund einer regulativen Idee der Konfliktaustragung. In diesem Sinn ist P. ein wichtiges Merkmal industrieller, liberaldemokratischer Systeme. Auf der deskriptiven Ebene beinhalten pluralistische Theorieansätze eine Analyse jener gesellschaftlichen Strukturen (Ökonomie), die die regulative Idee beschädigen. Gerade in der Ablehnung eines – etwa wissenschaftlich festzulegenden, verbindlichen »Guten« – bindet der P. seine Normen an die Realität der gesellschaftlichen Konflikte.
TN
LIT:
- E. Fraenkel: Deutschland und die westlichen Demokratien. Frankfurt 61991.