Positionalität,exzentrische
Der Begriff kennzeichnet in der Anthropologie Plessners die spezifisch menschliche Seinsweise. Alles Lebendige zeichnet sich durch seine Positionalität aus, indem es sich selbst gegen die außer ihm bestehende Umwelt absetzt, auf die es bezogen ist und von der es Rückwirkungen erhält. Durch seine Grenze nimmt der lebendige Körper eine ihm selbst gegebene Position ein, er hat einen eigenen Ort, von dem aus er auf sein Umfeld gerichtet ist. Bei der Pflanze ist die Organisationsform offen, da sie sich unmittelbar ihrer Umgebung eingliedert und unselbständiger Abschnitt des ihr entsprechenden Lebenskreises ist. Die geschlossene Form der Tiere zentriert den Organismus stärker auf sich selbst und ermöglicht eine größere Selbständigkeit durch die Ausbildung von Organen, Selbstbeweglichkeit, Trennung von Sensorik und Motorik und dem Vorhandensein eines Zentralorgans. Die Organisationsform des Tieres ist zentrisch, weil es »aus seiner Mitte heraus lebt«, ihm seine eigene Seinsweise aber nicht noch einmal reflexiv gegeben ist. Vermöge seines Selbstbewusstseins steht der Mensch in Distanz zu sich, er nimmt eine exzentrische Position ein, von der aus er sich zu sich selbst verhält. Die Folge ist, dass der Mensch nicht einfach lebt, sondern sein Leben führen muss, er muss sich zu dem, was er sein kann, erst machen. Die reflexive Distanz macht dem Menschen sein eigenes Sein und die Gegebenheitsweise der Welt problematisch.
FPB
LIT:
- F. Hammer: Die exzentrische Position des Menschen. Bonn 1967
- H. Plessner: Die Stufen des Organischen und der Mensch (Gesammelte Schriften Bd. 4). Frankfurt 1981.