Psychoanalyse
Freud, der Begründer der P., hat drei Bedeutungen dieses Begriffs unterschieden, auf die hier Bezug genommen werden soll. P. ist der Name (1) eines methodischen Verfahrens zur Untersuchung psychischer Vorgänge und Inhalte, die sich dem alltäglichen Verstehen entziehen. Dabei handelt es sich vor allem um neurotische (z.T auch psychotische) Symptome (z.B. irrationale Ängste, Zwangsgedanken/-handlungen, Wahnvorstellungen etc.), um Träume und Phantasien. Ziel der Untersuchung ist es, den verlorenen Bezug zu den (unbewussten, d.h. verdrängten bzw. abgespaltenen) Motiven, die in den neurotischen Erlebens und Verhaltensmustern bzw. in imaginären Bildungen (Traum, Phantasie, Wahn) zum Ausdruck kommen, wiederherzustellen, um deren Sinn (lebensgeschichtliche Bedeutung) verstehen zu können. Da durch die Wiederherstellung des Motivzusammenhanges gleichermaßen eine Aussage über den Sinn wie über die Ursache der entsprechenden Handlungen, Gefühle und Vorstellungen getroffen wird, nimmt die psychoanalytische Methode eine wissenschaftstheoretische Position zwischen dem hermeneutisch (sinnverstehenden) Verfahren der Geistes- bzw. historischen Wissenschaften einerseits und dem kausal-erklärendem Vorgehen der Naturwissenschaften andererseits ein; (2) eines psychotherapeutischen Verfahrens zur Behandlung psychischen Leidens, das sich auf die in (1) genannte Untersuchung stützt. In der therapeutischen Behandlung wird dem klassisch-psychoanalytischen Krankheitsmodell zufolge davon ausgegangen, dass durch das emotionale Wiedererleben und Durcharbeiten verdrängter Motivkonflikte in der Beziehung zum Psychoanalytiker diese einer neuen, im Vergleich zum neurotischen Leiden, befriedigenderen Lösung zugefuhrt werden können; (3) eine Anzahl psychologischer Theorien, die auf den aus der psychoanalytischen Untersuchungs- und Behandlungsmethode gewonnenen Erkenntnissen basieren. – Die hier in Anlehnung an Freud formulierte Definition trifft auch auf die modernen Weiterentwicklungen der Psychoanalyse zu, wobei sich die Art der behandelten Störungen und damit einhergehend sowohl das Krankheitsmodell als auch die Methoden des therapeutischen Vorgehens erheblich geändert haben.
SP
LIT:
- S. Freud: Psychoanalyse und Libidotheorie (Ges. Werke XIII); Vorlesungen zur Einfhrung in die Psychoanalyse (Ges. Werke XI)
- W. Mertens (Hg.): Neue Perspektiven der Psychoanalyse. Stuttgart 1981.