Revolution
allgemein für einen gesellschaftlichen, politischen, wissenschaftlichen, ökonomischen Bruch mit traditionellen Strukturen, Formen, Inhalten. In der politischen Theorie markiert der R.-Begriff bis ins 17. Jh. hinein eine quasi schicksalhafte Kreislaufbewegung politischer Verfassungsformen. Damit verbunden war die Vorstellung einer revolutionären Rückkehr zum alten Recht. Mit der Entwicklung eines modernen linearen Zeitbegriffs erhält R. die Bedeutung eines progressiven, mehr oder minder gewalttätigen Umsturzes herrschender sozialer und politischer Strukturen. In der Folge kann von wissenschaftlichen, technischen, industriellen R.en gesprochen werden. Sie steigen damit zu Knotenpunkten des Fortschritts, zu »Lokomotiven der Geschichte« (Marx) auf. Allerdings ist die Gleichsetzung von R. und Modernisierung problematisch. Schon für W. Benjamin waren R.en eher die »Notbremsen« der Geschichte und einige neuere R.-Legitimationen betonen gerade die Rückkehr zu vormodernen gesellschaftlichen und politischen Organisationsformen (z.B. islamischer Fundamentalismus). Diese unterschiedlichen Zuschreibungen verweisen darauf, dass sich der zum politischen Parteibegriff gewandelte R.-Begriff einer wissenschaftlichen Annäherung weitgehend entzieht. Versuche, eine komparative Revolutionsanalyse zu betreiben (B. Moore), befinden sich noch in den Anfängen. Wobei allerdings einige Bestimmungen von politischen R.en allgemeine Gültigkeit beanspruchen können. So verweist die Rede von der R. auf einen Wechsel in der Herrschaftsstruktur, den Eliten und Ideologien. Dieser Wechsel muss auf Dauer angelegt sein (im Gegensatz zur Rebellion) und von einem großen Teil der Bevölkerung unterstützt werden (im Gegensatz zum Putsch).
TN
LIT:
- R. Koselleck: Vergangene Zukunft. Frankfurt 1979
- B. Moore: Social Origins of Dictatorship and Democracy. Boston 1966.