Stimulusbedeutung
auch Reizbedeutung (engl. stimulus meaning). Den Terminus affirmative S. führt Quine im Rahmen seiner Auseinandersetzung mit den Bedeutungstheorien von Frege und Russell ein. Seiner Kritik an der »platonistischen Semantik« Freges und der »mentalistischen Semantik« Russells lässt Quine die von Deweys Naturalismus (Pragmatismus) inspirierte Semantik als Lösungsvorschlag folgen: »Bedeutung ist keine psychische Entität, sondern eine Eigenschaft des Verhaltens«. Das von Quine favorisierte naturalistische und behavioristische Herangehen an das linguistische Phänomen wird durch die Figur des ethnologischen Forschers repräsentiert. Die einzigen Daten, die ihm verfügbar sind, sind einerseits die sensorischen Stimulationen, die er auf die Sinnesorgane der beobachteten Personen wirken sieht und andererseits deren verbale Äußerungen, die von den Stimulationen ausgelöst werden. Wenn die Korrelationen zwischen sensorischer Stimulation und verbaler Reaktion die einzigen Daten objektiver Beobachtung sind, dann muss eine sich empirisch verstehende Bedeutungstheorie auf einem Bedeutungsbegriff aufbauen, der unter Bezug auf sensorische Stimulation und verbale Reaktion definiert ist. Dazu dient ihm der Begriff der S.: Die affirmative S. des Satzes S für den Sprecher a zum Zeitpunkt t ist die Menge σ der Stimuli, die Zustimmung von der Person a zu S zum Zeitpunkt t verursachen würden. Diese Definition der Bedeutung wird vom Bezeichneten her formuliert. Vom Subjekt her, das den Satz hört und ihn interpretieren soll, ist die S. des Satzes S für den Sprecher a der Dispositionsvorrat des Sprechers a, der S unter Einwirkung der Stimuli σ zustimmt. z.B. unterscheiden sich die Stimulationen, die dazu führen, dass jemand dem Satz »da ist ein Einhorn« zustimmt, von den Stimulationen, die zur Zustimmung des Satzes »da ist ein Heinzelmännchen« führten. Die affirmative Reizbedeutung erinnert an die Protokollsätze des Logischen Empirismus. Sie besitzen einen von unserem theoretischen Wissen über die Welt unabhängigen empirischen Gehalt.
PP
LIT:
- P. Gochet: Quine zur Diskussion. Frankfurt/Berlin/Wien 1984. S. 60 ff
- W. V. O. Quine: Wort und Gegenstand. Stuttgart 1980. S. 69 ff.