Syndikalismus
revolutionäre, anarchistische Form gewerkschaftlicher Betätigung, die z.B. in der deutschen Arbeiterbewegung der Weimarer Zeit, aber auch im Spanischen Bürgerkrieg 1936 eine wichtige Rolle spielte. Zweck des S. ist die Beseitigung der Lohnarbeit durch die Enteignung der Großkapitalisten an Grund und Boden, an Fabriken und Produktionsmitteln, zur Errichtung einer freien, staatenlosen Gesellschaft. Der S. verweigert die Beteiligung am bürgerlichen Parlamentarismus und nennt als Mittel zur Durchsetzung der Ziele die direkte Aktion, d.h. Solidaritäts- und Generalstreik, Sabotage und Boykottmaßnahmen. Der S. lehnte jede Art von Zentralgewalt in den Organisationen der Arbeiter ab und kritisierte damit im Deutschland der Weimarer Zeit vor allem den marxistisch-leninistischen Parteikommunismus und sein Verständnis der »Diktatur des Proletariats«. Die ökonomische Neuordnung nach der sozialen Revolution soll nicht durch eine zentralistische Planwirtschaft bestimmt sein, sondern ohne übergeordnete politische Zentralinstanz sollen die Arbeiter und Bauern in Selbstverwaltung Ackerland und Fabriken übernehmen. Als wichtigste Theoretiker des S. gelten P.-J. Proudhon, M. Bakunin und P. A. Kropotkin. Die größte deutsche syndikalistische Organisation war die seit Dezember 1919 reichsweit operierende »Freie Arbeiter-Union Deutschlands (Syndikalisten)«. Auf ihre Initiative hin wurde im Dezember 1922 in Berlin die »Internationale Arbeiter-Assoziation« gegründet. Am erfolgreichsten wurden syndikalistische Konzepte während des Spanischen Bürgerkrieges durch die Gründung von Kollektivwirtschaften durch Kleinbauern in Katalonien und Aragonien realisiert.
TF
LIT:
- H. M. Bock: Syndikalismus und Linkskommunismus von 1918 bis 1923. Darmstadt 21993
- R. Rocker: Aus den Memoiren eines deutschen Anarchisten. Frankfurt 1974
- A. Souchy: Vorsicht: Anarchist!. Ein Leben fr die Freiheit. Politische Erinnerungen. Reutlingen 41982
- Ders.: Nacht ber Spanien. Brgerkrieg und Revolution in Spanien. Reutlingen 61983.