Techne
(griech. Kunst, Handwerk, Kunstfertigkeit. Können, Wissen). Wenn es in Platons Gorgias heißt, die Kochkunst sei eben keine wirkliche Kunst, »weil sie keine Einsicht hat von dem, was sie anwendet, was es wohl seiner Natur nach ist, und also den Grund von einem jedem nicht anzugeben weiß« (465 a), so kommt darin der Unterschied des Begriffs T. von unserem Begriff der Kunst deutlich zum Ausdruck. Für uns verbindet sich der Begriff der Kunst mit der schöpferischen, keiner begrifflichen Regel unterworfenen Hervorbringung einmaliger Werke. Das Wort »T.« dagegen betont den Zusammenhang zwischen Hervorbringen und der Kenntnis fester Regeln, der Einsicht in die Gründe und die Natur der Sache. Mit T. wird daher jeder auf Fachkenntnis beruhende Beruf bezeichnet, also nicht nur Malerei und Bildhauerei, sondern auch Heilkunst, Kriegskunst und Steuermannskunst. Weil solches Wissen nicht auf bloßer Erfahrung (empeiria) beruht, sondern auf allgemeinen Regeln, erlangt der Begriff T. bei Platon und Aristoteles die Bedeutung Wissen, im Gegensatz zur bloßen Geübtheit. Im Protagoras wie im Gorgias ist das Thema die wahre politische T., die in Kontrast gesetzt wird zu ihrem Scheinbild, das die Sophisten und Rhetoren lehren: die politische T. muss auf dem Wissen vom Guten beruhen, sie darf nicht nur eine Gewandtheit sein, den Leuten nach dem Munde zu reden (vgl. Aristoteles Eth. Nic. VI, 4).
MSU
LIT:
- T. Irwin: Platos Ethics. New York/Oxford 1995, S. 68 ff.