Transzendentalien
Als Thema bereits in Ansätzen bei Platon, Aristoteles, Plotin, Augustinus, Dionysios vorgeformt, wird die eigentliche Lehre von den T. erst im Mittelalter systematisch entfaltet. Man kennt hier eine Fünfzahl von T.: res, unum, aliquid, verum, bonum (vgl. Thomas v. Aquin: De Veritate I.1). Bekannter ist jedoch die, vermutlich zuerst bei Philippus Cancellarius in der Summa de Bono (1231), später auch bei Thomas v. Aquin anzutreffende Dreizahl unum (das Eine), verum (das Wahre), bonum (das Gute), denen später auch noch das pulchrum (das Schöne) – obwohl dies weniger konsensfähig ist – hinzugefügt wurde. Über F. Suarez gelangt die Transzendentalienlehre in die rationalistische Metaphysik des 17. und 18. Jh., etwa bei Chr. Wolff. T. sind »proprietates transcendentales entis«, also solche Seinsgehalte, die alle Gattungen übersteigen (transzendieren) und als Grundeigenschaften oder als Selbstauslegungen des Seins mit diesem konvertibel sind (ens et unum convertuntur usw.). Die T. drücken insofern Seinsweisen aus, die durch das Wort Sein nicht zum Vorschein kommen, ohne deswegen bloße Synonyma zu sein. Sie unterscheiden sich voneinander, je nachdem sie im Hinblick auf das Sein selbst (res, unum) oder im Hinblick auf anderes Seiendes (aliquid) bzw. den menschlichen Geist (verum, bonum) gesehen werden.
RTH
LIT:
- E. Coreth: Metaphysik. Innsbruck 21964. S. 323 ff
- L. Lachance: Ltre et ses proprits. Montral 1950
- G. Schulemann: Die Lehre von den Transzendentalien in der scholastischen Philosophie. Mnchen 1929.