Universalienstreit
Auseinandersetzung um den ontologischen Status von Universalien (z.B. die Gattung Lebewesen, die Art Mensch), die in der Spätantike mit Porphyrios begann und ihren Höhepunkt im 12. und im 14. Jh. erreichte. Zwei Hauptpositionen standen einander gegenüber: Für die gemäßigten Realisten, darunter Thomas von Aquin und Walter Burley, sind Universalien allgemeine Entitäten, die gleichzeitig in mehreren Individuen instantiiert sind. Sie können zwar nur in diesen Individuen existieren, sind aber nicht mit den Individuen selbst identisch. Die Universalien werden durch allgemeine Begriffe bezeichnet, existieren jedoch unabhängig von diesen Begriffen. Für die nominalistischen und konzeptualistischen Gegner hingegen, darunter Petrus Abaelard und Wilhelm von Ockham, sind Universalien nichts anderes als allgemeine mentale Begriffe (oder allgemeine gesprochene und geschriebene Ausdrücke), die ausschließlich Individuen bezeichnen. Die Nominalisten erklären die Entstehung solcher Begriffe mit Verweis auf einen Abstraktionsprozess: Bestimmte Eigenschaften eines Gegenstandes weisen Ähnlichkeiten mit den Eigenschaften anderer Gegenstände auf. Diese ähnlichen Eigenschaften werden von allen unähnlichen Eigenschaften abstrahiert und schließlich mit Hilfe allgemeiner Begriffe erfasst. – In der neueren Diskussion haben vor allem Armstrong und Goodman an den ma. U. angeknüpft, die nominalistische Position wieder aufgenommen und mit Hilfe der modernen Klassenlogik präzisiert.
DP
LIT:
- D.M. Armstrong: Universals. An Opiniated Introduction. Boulder/San Francisco/London 1989
- M. McCord Adams: William Ockham. Notre Dame 1987
- P. Dronke (Hg.): A History of Twelfth-Century Western Philosophy. Cambridge 1988
- H.-U. Whler (Hg.): Texte zum Universalienstreit. 2 Bde. Berlin 1992/1994.