Wirtschaftsethik
wurde durch viele Probleme des ökonomischen Systems und Handelns von der individuellen Ebene bis hin zur Weltwirtschaftsordnung auf den Plan gerufen, kann aber als Theorie oder als angewandte Ethik mit Praxisbezug konzipiert werden. Für W. gibt es drei Ansatzmöglichkeiten. Modell (1) geht von einer Dominanz der Ethik über die Ökonomie aus. Dieser Typ leitet Normen häufig aus dem Naturrecht (Bedürfniswesen Mensch) oder aus dem Kategorischen Imperativ ab. Modell (2) entwickelt W. aus dem ökonomischen Rationalitätsbegriff oder möchte normative Grundlagen der Wirtschaftswissenschaften erhellen (Dominanz der Ökonomie). Drittens gibt es Interdependenzkonzepte. Diese basieren auf der wechselseitigen Kritik und Limitierung von Ökonomie und Ethik und setzen eine Theorie der Interdisziplinarität voraus. W. bezieht ihre Legitimität aus den Folgen ökonomischen Handelns (Wirtschaft) auf Mensch und Natur. Ökonomisches Handeln wird inkonsistent, wenn es um des kurzfristigen Erfolges willen die eigenen Grundlagen langfristig zerstört. Dies ist dort der Fall, wo Ökonomie die Handlungsfreiheit der Menschen wie die natürlichen Ressourcen aufzehrt. W. muss angesichts des hochkomplexen Systems Wirtschaft auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen. Die erste Ebene stellt das handelnde Subjekt in den Mittelpunkt. Hier ist W. Konsumenten-, Arbeitnehmer- oder Unternehmerethik. Auch in der Meso- und Makroebene, bei Institutionen, Organisationen und Systemen z.B. bei Unternehmen sollte W. helfen, Handlungsspielräume richtig einzuschätzen und Alternativen aufzuzeigen sowie die Entscheidungen an ihren langfristigen Folgen nach inviduellen, nationalen und internationalen Gerechtigkeits-, Nützlichkeits-, Sozial- verträglichkeits-, Humanverträglichkeits- und Umweltverträglichkeitsgesichtspunkten zu bewerten.
BI
LIT:
- K. Homann/F. Blome-Drees: Wirtschafts- und Unternehmensethik. Gttingen 1992
- H. Steinmann/A. Lhr (Hg.): Unternehmensethik. Stuttgart 1989.