Tragisch
Komplementärbegriff zu »komisch«, wie »Tragödie« zu »Komödie«. Als t. wird allgemein die Unausweichlichkeit eines unverschuldet erlittenen schweren Schicksals empfunden. Wie das Komische mit der Empfindung der Heiterkeit verbunden ist, ist das T.e mit dem existentiellen Gefühl der Trauer oder Melancholie gepaart und entspringt der Erfahrung des Leids. In der künstlerischen Darstellung des Leidens (etwa in der Tragödie) drückt sich dementsprechend eine existentielle Grundhaltung aus, die das menschliche Leben eher als schwere Aufgabe und Last denn als Vergnügen und Quelle fortgesetzter Freude auffasst. Der Zweideutigkeit menschlicher Existenz entspricht es, dass dennoch auch Mischformen des T.en und Komischen denkbar sind und in der Kunst wie im Leben realisiert werden, dann etwa, wenn einem eher traurigen Schicksal doch auch etwa Heiteres anhängt, weil das schwere Schicksal sich etwa böser eigener Absicht verdankt (z.B. die gerechte, wenngleich harte Bestrafung eines Übeltäters durch das Schicksal). Diese Form des Tragisch-Komischen bezeichnet man auch als t.e Ironie oder Ironie des Schicksals, und zwar insbesondere dann, wenn das schwere Schicksal gerade dadurch befördert wurde, dass die Person methodisch bemüht war, alles Bedrohliche von sich selbst fernzuhalten. – In der Ethik besteht ein t.er Konflikt im Widerstreit zweier gleichrangiger Werte in einer bestimmten Entscheidungssituation, so dass der Handelnde nicht einen Wert verwirklichen kann, ohne den anderen zu zerstören und daher in jedem Fall schuldig wird.
RL
LIT:
- K. Jaspers: ber das Tragische. Mnchen 21954
- W. Kaufmann: Tragedy and Philosophy. Princeton 1969
- M. Scheler: Zum Phnomen des Tragischen (1915). In: Ges. Werke Bd. 3. Bern 1955
- F. Schiller: ber die tragische Kunst (1792)
- S. Sring: Tragdie. Notwendigkeit und Zufall im Spannungsfeld tragischer Prozesse. Stuttgart 1983
- K.P. Szondi: Versuch ber das Tragische. Frankfurt 1961.