Bellum omnium contra omnes
(lat. Krieg aller gegen alle), Naturzustand der Gesellschaft im Rahmen einer radikal negativen, individualistischen Anthropologie, die Hobbes in der Staats- und Naturrechtstheorie seines Leviathan, entstanden 1651 unter dem Eindruck der langen Phase europäischer Religionskriege, entwickelt. Zwar tritt neben den alle menschlichen Individuen beherrschenden und in ihren Handlungen bestimmenden Machttrieb, der den allgemeinen Bürgerkrieg auslöst, ein gleichermaßen fundamentaler Wunsch nach Frieden, hervorgehend aus der Furcht vor einem gewaltsamen Tod. Aber dieser Wunsch allein kann den Krieg nicht beenden, ja er verschärft ihn sogar, da er sich zu verschiedenen, einander widersprechenden Vorstellungen verfestigt, wie der Frieden aussehen soll und wie er zu erreichen sei – eine Konsequenz, die Hobbes aus der Relativierung religöser Wahrheit in der Aufsplitterung der Kirche angelegt sieht. Abgeleitet wird daraus die Notwendigkeit einer politischen Herrschaft, die dem Zugriff der einzelnen Bürger, ihren individualistischen Zielen ebenso wie ihrer individualistischen Moral, entzogen ist – eine Bedingung, die nach Hobbes allein die absolute Monarchie erfüllt (Autokratie).
WST
LIT:
- H. Arendt: Elemente und Ursprnge totaler Herrschaft. Frankfurt 1955
- R. Koselleck: Kritik und Krise. Frankfurt 1973.