Beschreibung,definite
Russell geht von der Behauptung aus, dass unsere Kenntnis physikalischer Objekte und anderer Personen gleichermaßen eine Kenntnis aufgrund von B. sei. Seine Theorie der B. soll zeigen, dass eine Aussage auch ohne die Annahme ad-hoc postulierter Gegenstände für die in einer Aussage verwendeten scheinbaren Gegenstandsbezeichnungen verstanden werden kann. Mit Hilfe der Unterscheidung zwischen Eigennamen und definiter B. versucht er das zu begründen: Als definite B. können Ausdrücke verstanden werden wie »der Sound-so«, z.B. »die letzte Person, die den Raum verlassen hat«, »der Dichter der Ilias«. Im Gegensatz zu den Eigennamen, die sich durch einen eindeutigen Gegenstandsbezug auszeichnen, treffen die definiten B.en entweder auf kein Individuum zu oder auf mehr als nur ein Individuum. Eine definite B. hat außerhalb des Aussagesatzes keine Bedeutung, andererseits verstehen wir die Bedeutung von Aussagesätzen, ohne ihren Gegenstandsbezug zu kennen, wie z.B. in »der gegenwärtige König von Frankreich ist kahlköpfig« – eine Aussage, für die gegenwärtig kein Gegenstandsbezug behauptet werden kann. Die wichtige These seiner Theorie der definiten B. ist, dass Aussagen über Gegenstände, die definite B.en enthalten, nicht als Aussagen über Gegenstände, sondern als Aussagen über Aussagefunktionen zu analysieren sind (Aussagefunktion ist ein Ausdruck, der einen oder mehrere indeterminierte Bestandteile enthält). Als Bsp. einer solchen Analyse: Die Aussagefunktion »x ist ein männliches Lebewesen, x ist der gegenwärtige König von Frankreich und x ist kahlköpfig« ist für einen und nur einen Wert wahr. Wenn ein solcher König gegenwärtig nicht existiert, zeigt die Analyse, dass die Aussage falsch, wenn auch nicht sinnlos ist.
PP
LIT:
- B. Russell: Human Knowledge. London 1948
- Ders.: On Denoting. In: Mind 14 (1905). S. 479493.