Dasein
in der dt. Aufklärungsphilosophie die Übersetzung für lat. Existentia. D. bezeichnet die Wirklichkeit eines Seienden in Abgrenzung zu seiner Möglichkeit. Im Unterschied zu den Wesensmerkmalen eines Gegenstandes verdankt dieser sein D. ihm äußerlichen, zufälligen Ursachen. D. gilt daher dem Rationalismus nicht als Gegenstand der philosophischen Wissenschaft, weil diese sich auf die zeitlos bestimmbaren, wesensmäßigen Möglichkeiten eines Seienden bezieht. Durch sein D. werden dem Begriff eines Gegenstandes keine neuen Bestimmungen hinzugefügt, in ihm zeigt sich lediglich ein unvorhersehbarer Zusammenhang von Einzelbestimmungen, durch den die Gesamtheit der wesentlichen Möglichkeiten akzidentiell begrenzt ist. So sind z.B. für den Wesensbegriff des Menschen die historischen, soziologischen, individuellen Umstände seines Lebens irrelevant. – Gegen dieses Verständnis des D.s wendet sich der existenzphilosophische Ansatz. Kierkegaards Idealismuskritik macht geltend, dass über dem Denken der Denkende vergessen wurde, dessen konkretes D. die Grundlage von allem Denken bildet. Das erste und unmittelbar gegebene für den Menschen ist sein je bestimmtes D. und es muss deshalb die Aufgabe für das Denken sein, sich in diesem D. zu verstehen. – Heidegger bestimmt daher den Menschen selbst als D., in dem die Erschlossenheit des Seins überhaupt begründet liegt. Das Verstehen seiner eigenen Seinsmöglichkeiten muss beim In-der-Welt-sein des D.s ansetzen und kann nicht aus einem vorgängigen Wesensbegriff abgeleitet werden. Dasjenige Sein, das ich als D. selbst bin und zu dem sich das D. als zu seinem eigenen verhält, nennt Heidegger Existenz. – Bei Jaspers bezeichnet D. das je meinige Leben in seiner Welt. Es ist der Erlebnisraum des Menschen, in den alles eintreten muss, was für ihn wirklich sein soll. D. wird bei ihm unterschieden von Existenz, die die im D. zur Erscheinung kommende Wirklichkeit meines eigentlichen Seinkönnens ist. – Sartre hat die Vorrangigkeit des D.s in die Formel gefasst, dass beim Menschen die Existenz seiner Essenz vorausgeht, er somit das ist, wozu er sich macht.
FPB
LIT:
- M. Heidegger: Sein und Zeit (Gesamtausgabe Bd. 2). Frankfurt 1977
- K. Jaspers: Von der Wahrheit. Mnchen 1947
- J.-P. Sartre: Das Sein und das Nichts. Hamburg 1962.