Elenktik
(griech. elenchos: Fragen, Prüfen, Widerlegen), methodisches Verfahren, das von Sokrates im Gespräch angewandt wird, um den Wissensanspruch seines Dialogpartners zu prüfen. Platon bezeichnet den Elenchos als ein Verfahren zur Reinigung der Seele in der Auflösung von Scheinwissen durch prüfendes Fragen (vgl. Sophistes 230 d). Das sokratische Vorgehen lässt sich schematisiert so wiedergeben: Am Beginn steht zumeist eine Frage von Sokrates als Herausforderung an seinen Dialogpartner, der seine Wissensansprüche rechtfertigen soll. Nach Aufstellung einer These folgt die Prüfung und Widerlegung durch Sokrates, und aus der Einsicht in das Nichtwissen ein erneuter Ansatz. Dieser Prozess kann sich mehrmals wiederholen, aber am Ende des Dialogs steht zumeist das Eingeständnis, das gesuchte Wissen nicht erlangt zu haben. Sokrates gelingt es, die geistige Erstarrung seines Gesprächspartners aufzulösen und in einen Prozess gemeinsamen Suchens und Prüfens überzuführen, indem er dessen vermeintlich gesicherten Wissensbesitz als brüchig erweist. Dies wird auch deutlich, wenn man den Verlauf nach Wissensstufen und dem zu Tage tretenden Selbstbewusstsein gliedert. Sokrates Gegenüber erhebt einen festen Wissensanspruch, er befindet sich auf der Stufe eines naiven Selbstbewusstseins, bis durch die sokratische Prüfung das Wissen als Scheinwissen entlarvt wird und das Selbstbewusstsein sich in Unsicherheit und Verlegenheit wandelt (Aporie) bis hin zur zunächst zögernden Einsicht in das eigene Nichtwissen. Ist dieser Punkt erreicht, so ist der Weg offen für die Suche nach wirklichem Wissen und die Bereitschaft zu lernen.
FPB
LIT:
- F.-P. Burkard: Die menschliche Weisheit. Gedanken zu Sokrates. In: W. Baumgartner (Hg.): Gewissheit und Gewissen. Wrzburg 1987. S. 6378
- M. Landmann: Elenktik und Maieutik. Bonn 1950
- B. Waldenfels: Das sokratische Fragen. Meisenheim 1961.