Fehlschluss,naturalistischer
(auch naturalistic fallacy), von G. E. Moore in Principia Ethica entwickeltes Argument, das die Möglichkeit der Definition des ethischen Terminus »gut« bestreitet. Der n. F. wird begangen, wenn »gut« mit Hilfe eines anderen nichtethischen, eines natürlichen oder übernatürlichen Begriffs identifiziert wird. Da »gut« weder eine natürliche noch eine metaphysische Eigenschaft darstellt, kann es auch keinen natürlichen Gegenstand oder irgendwelche übernatürliche Eigenschaften geben, die mit »gut« identisch wären. Vielmehr stellt »gut« einen eigenen Wert an sich dar. Was gut ist (oder die Gutheit), wird durch eine eigene Anschauung erkannt bzw. unserer Intuition gegeben. Das Attribut »naturalistisch« kommt daher, dass Moore dem ethischen Naturalismus ein solches Definitionsverfahren unterstellt hat. Von Moore selbst wurde der Fehlschluss nur behauptet, aber nicht hinreichend aufgezeigt. Nach einem Vorschlag von Frankena wäre die Bezeichnung »Definitionsfehlschluss« angemessener. Intuitionismus.
PP
LIT:
- W. K. Frankena: The Naturalistic Fallacy. In: Mind 48 (1939). S 464 ff
- R. M. Hare: Die Sprache der Moral. Frankfurt 1983
- G. E. Moore: Principia Ethica. Stuttgart 1970
- M. Riedinger: Das Wort gut in der angelschsischen Metaethik. Freiburg/Mnchen 1984
- Th. Scanlon: What we owe to each other. Cambridge Mass. 1998
- N Scarano: Moralische berzeugungen. Grundlinien einer antirealistischen Theorie der Moral. Paderborn 2001
- P. Schaber: Moralischer Realismus. Freiburg/Mnchen 2001
- Ders. Naturalistischer Fehlschluss. In: M. Dwell/Ch. Hbenthal/M. Werner (Hg.): Handbuch Ethik. Stuttgart/Weimar 22006. S. 454456
- L. K. Sosoe: Naturalismuskritik und Autonomie der Ethik. Freiburg/Mnchen 1988.