Heilige,das
Heilig gehört zu den Grundbegriffen der Religion. »Religion ist überall da, wo zwischen Heiligem und Profanem unterschieden wird« (Baetke, in Colpe, S. 337). Eliade zeigt, in welcher Vielfalt Teile der Wirklichkeit (Elemente, Gestirne, Plätze, Vegetation und Fruchtbarkeit) zu Orten der Erscheinung des H.n werden und damit dem Profanen entzogen und entgegengesetzt sind. Als heilig kann alles bezeichnet werden, was den Menschen in Verbindung mit der übergeordneten Wirklichkeit bringt, auf die seine Religion baut. Damit verbunden sind Vorstellungen von Reinheit und Tabu, um das H. nicht zu entweihen. – Im biblischen Denken gründet sich die Auszeichnung nur auf eine Erwählung durch Gott, den »Quell aller Heiligkeit«. – In seinem Klassiker stellt R. Otto »Das Heilige« als eigene apriorische Kategorie (z.B. gegen Vermischung mit dem Sittlichen) heraus und gibt ihr den Doppelaspekt (missverständlich) von »rational« und »irrational« (besser wäre emotional). Das H. zeigt sich im Doppelgesicht von Faszination und Schrecken, das sich zunächst durch »Gefühlsgesellung« (Assoziation) an Gegenständen, Orten etc. festmacht, die diese Eigenschaften natürlich besitzen. Die rationale Durchdringung (»Schematisierung«) verbindet die Aspekte des »Numen« (des H.n) mit der theologischen Aussage, das Abschreckende z.B. mit dem Zorn Gottes, das unwiderstehlich Anziehende mit seiner Gnade. Die Fähigkeit, die in sich kontrastierende Idee auf die Erscheinung zu beziehen, heißt bei ihm Divination.
PK
LIT:
- C. Colpe (Hg.): Die Diskussion um das Heilige. Darmstadt 1977
- M. Eliade: Das Heilige und das Profane. Frankfurt31987
- Ders.: Die Religionen und das Heilige. Frankfurt 1986
- F. Heiler: Erscheinungsformen und Wesen der Religion. Stuttgart 1961
- R. Otto: Das Heilige. Nachdruck Mnchen 1988.