Intersubjektivität
Als philosophisches Problem wurde die I. vor allem von Husserl in den Vordergrund gerückt, indem er die Frage aufwarf, wie sich I. im intentionalen Bewusstsein konstituiert. Die phänomenologische Reflexion richtet sich auf das transzendentale Ego und die Primordialsphäre des Ich. Die Primordialsphäre stellt eine Eigenheitssphäre dar und alles, was diese überschreitet, etwas Ich-Fremdes. Die Primordialsphäre ist geprägt durch das Bewusstsein vom eigenen Leib. Von hier aus versucht Husserl in mehreren Schritten, den Bezug zu dem Ich-Fremden herzustellen: Ich nehme einen anderen Körper wahr, der wahrgenommene Körper gleicht meinem eigenen, was mich zu einer »Paarungsassoziation« motiviert. Aufgrund dieser Ähnlichkeit appräsentiere ich diesem Körper auch ein Leibbewusstsein, wie ich selbst es habe. Damit unterschiebe ich diesem anderen Körper auch ein eigenständiges transzendentales Ego. In der Anerkennung des anderen als ebenfalls weltkonstituierendes Subjekt ist die Grundlage der I. gewonnen, d.h. neben mir gibt es noch andere Subjekte und meiner Wahrnehmung von Welt steht gleichberechtigt die der anderen Subjekte zur Seite. – In der analytischen Sprachphilosophie und der Wissenschaftstheorie erscheint I. als Postulat, auf gleiche Weise die Ausdrücke zu gebrauchen und das Bestehen von Sachverhalten zu untersuchen. Zu diesem Zweck wurde innerhalb des Wiener Kreises der Vorschlag einer exakten Sprache eingebracht. Als Modell diente die Sprache der Physik, weshalb die Ansicht vertreten wurde, die Sprache der Wissenschaft müsse auf die Sprache physikalischer Beobachtungen eingeschränkt werden. In Bezug auf den wissenschaftlichen Prozess wird von Popper die Forderung nach intersubjektiver Nachprüfbarkeit durch Beobachtungen erhoben.
PP
LIT:
- E. Husserl: Cartesianische Meditationen. Hua I. 5. Meditation
- Ders.: Zur Phnomenologie der Intersubjektivitt. Hg. v. I. Kern. Hua XIII-XV
- K. Popper: Logik der Forschung. Tbingen 71982.