Konzeptualismus
(lat. conceptus, Begriff), bezeichnet eine als gemilderte Form des Nominalismus geltende Zwischenposition unter den Lösungsversuchen im ma. Universalienstreit, nach der die Allgemeinbegriffe (Universalien) kein allgemeines reales Korrelat haben. Daher existiert das Allgemeine als solches nicht außerhalb des Geistes in den Sachen (in re), sondern ist primär begrifflicher Natur. Gegen die Auffassung einer bloß sprachlichen Existenz des Allgemeinen (Vokalismus) grenzt sich der K. durch die Unterscheidung von natürlicher, gleichbleibender und willkürlicher, veränderlicher Bezeichnungsweise ab. Wäre das Allgemeine nur ein konventionelles Sprachzeichen, dann wäre nichts seinem Wesen oder seiner Natur nach allgemein. – In der von William von Ockham begründeten Tradition des K. gelten die konventionellen Sprachzeichen als den (vor- und außersprachlichen) natürlichen geistigen Zeichen für die Weltdinge untergeordnet; mithin liegt hier ein Primat des Geistigen vor. Die Allgemeinbegriffe werden ohne Mitwirkung von Intellekt und Willen auf natürliche Weise durch die von den äußeren Gegenständen bewirkten intuitiven Einzelerkenntnissen verursacht und drücken das substantielle Wesen der Einzeldinge aus. Der Allgemeinbegriff ist in der Weise ein natürliches Zeichen, wie etwa der Rauch ein Zeichen des Feuers ist. Sein Inhalt ist nicht identisch in der Sache verwirklicht, sondern ihr nur ähnlich. Er tritt aber im Denken für die Sache ein. – In der modernen, von Quine eröffneten und von W. Stegmüller fortgesetzten Diskussion dient der Begriff v.a. zur Kennzeichnung der Voraussetzung von bestimmten Systemen der typentheoretischen Mengenlehre, die für das Vorhandensein von Mengentermen und deren Aussageformen charakteristisch ist. Dabei besteht diese Voraussetzung in der Existenz von Objekten höherer Stufe (Mengen, Mengen von Mengen usw.).
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LIT:
- W. v. Ockham: Summa logicae. In: Opera phil. Bd. 2.1. New York 1974 (dt.: Summe der Logik. Eine Auswahl. Hamburg 1984)
- R. Paque: Das Pariser Nominalistenstatut. Berlin 1970
- W. V. O. Quine: Von einem logischen Standpunkt. Frankfurt 1979
- W. Stegmller: Das Universalienproblem einst und jetzt. Darmstadt 1978.