Mäeutik
(griech. Hebammenkunst). Im sokratischplatonischen Verständnis ist Erziehung M., weil der Lernende das Wissen bereits in sich trägt und der Lehrer nur dabei hilft, es zu Tage zu fördern. Die Aufgabe des Lehrers besteht demnach nicht darin, dem Schüler bereits fertige Kenntnisse zu übermitteln, sondern ihn durch geeignete Fragen auf den Weg der eigenen Erkenntnis zu bringen. Dies entspricht dem sokratischen Selbstverständnis (Theaitetos 150b-151d), selbst keinen Wissensbesitz zu beanspruchen und seinem elenktischen Verfahren (Elenktik) der Wissensprüfung. Die platonische Erkenntnismetaphysik liefert das theoretische Fundament durch die Behauptung der Präexistenz der Seele, in der sie die Wesensformen alles Seienden geschaut hat. Dieses potentiell vorhandene Wissen kann daher in der Wiedererinnerung (Anamnesis) aktualisiert werden. Das bekannteste Beispiel für das mäeutische Verfahren enthält der Dialog Menon.
FPB
LIT:
- M. Landmann: Elenktik und Maieutik. Bonn 1950
- P. Rabbow: Paidagogia. Gttingen 1960
- B. Waldenfels: Das sokratische Fragen. Meisenheim 1961.