Metaphorologie
untersucht Funktion, Struktur und Bedeutung der Metapher für Denken, Erkennen und Handeln in systematischer und geschichtlicher Hinsicht. Im Zentrum der M. steht die philosophisch-hermeneutische, linguistisch-semiotische und historischetymologische Analyse metaphorischer Prozesse und Strukturen. Dabei werden v.a. kognitive, emotive, kreative, kommunikative, ästhetische und mythische Funktionen und Leistungen der Metapher unterschieden. Da die Interpretation von Metaphern vor dem Assoziationshorizont tradierter Bildfelder entfaltet wird, beschäftigt sich die M. besonders mit der synchronen und diachronen Strukturanalyse von Metaphernfeldern, -kontexten und -isotopien. Meist sind solche Funktions- und Strukturbestimmungen die Grundlage für die Entwicklung von Metapherntypologien. – Als Teil einer philosophischen Begriffsgeschichte rekonstruiert die M. darüber hinaus grundlegende Metapherntraditionen, um die prägende Funktion von epochaler Hintergrundmetaphorik zu zeigen: Die Wahrnehmungs- und Denkgewohnheiten einer Epoche werden nämlich von sog. absoluten Metaphern vorbestimmt. Diese fungieren in der Wissenschaft als Paradigmata, im normativ-praktischen Bereich dienen sie als sog. Daseinsmetaphern der welterschließenden Wert- und Handlungsorientierung. So erfüllen seit der Antike die Lichtmetaphorik in der Philosophie und die Theater- und Schifffahrtsmetaphorik in der Daseinsinterpretation eine paradigmatische Funktion. Strittig ist dabei seit Nietzsche, ob epochale Hintergrundmetaphorik – gleichsam als Basis jeder Metaphysik – a priori unhintergehbar ist oder ob sie hermeneutischkritisch transzendiert und somit historisch relativiert werden kann.
BD
LIT:
- M. Black: Models and Metaphors. Ithaca 1962
- H. Blumenberg: Paradigmen zu einer Metaphorologie. In: Archiv fr Begriffsgesch. Bd. 6 (1960)
- G. Lakoff/M. Johnson: Metaphors we live by. Chicago 1980
- F. Nietzsche: ber Lge und Wahrheit im auermoralischen Sinn (Werke Bd. III. Hg. K. Schlechta). Mnchen 1956
- H. Weinrich: Sprache in Texten. Stuttgart 1976. Metapher.