Moral
bezeichnet den Inbegriff moralischer Normen, Werturteile und Institutionen. M. beschreibt ein vorhandenes Verhalten in einer Gemeinschaft und umfasst alle Ordnungs- und Sinngebilde, die durch Tradition oder Konvention vermittelt werden. In Form eines Katalogs materialer Norm- und Wertvorstellungen regelt sie die Bedürfnisbefriedigung einer menschlichen Gemeinschaft und bestimmt deren Pflichten. M.en differieren in Bezug auf den Inhalt ihrer Normen von Kultur zu Kultur. Sie unterliegen geschichtlichen Veränderungsprozessen und wandeln sich entsprechend den veränderten menschlichen Selbstverständnissen. Der Sollensanspruch der M. ist unabhängig von dem veränderlichen Inhalt der Normen und Gebote. D.h. für jede M. ist ein Anspruch auf allgemeine Verbindlichkeit konstitutiv. Ohne einen solchen Geltungsanspruch würde sie ihre Ordnungsfunktion für eine menschliche Gemeinschaft verlieren. Neben der Auffassung von M., die sich auf die Probleme der Gerechtigkeit, der Achtung vor dem Leben, dem Wohlergehen und der Würde der anderen Menschen beziehen, macht Taylor geltend, dass auch solche Fragen einbezogen werden müssen, die das Empfinden der eigenen Würde und Fragen, wodurch unser Leben einen Sinn erhält oder Erfüllung findet, betreffen. Damit werden Fragen der eigenen Lebensführung und die Frage, welche Art von Leben (für mich) lebenswert ist, in das Selbstverständnis von M. mit einbezogen.
PP
LIT:
- G. Patzig: Ethik ohne Metaphysik. Gttingen 1971. S. 3
- A. Pieper: Ethik und Moral. Mnchen 1985. S. 31 f
- Ch. Taylor: Quellen des Selbst. Frankfurt 1996.