Religion,natürliche
darf nicht mit der natürlichen Theologie verwechselt werden; denn während es der natürlichen Theologie um einen rein erkenntnismäßigen Zugang zu Gott geht, glaubt die n. R., aus den Prinzipien der Vernunft ein Gottesverhältnis begründen zu können, also unabhängig oder gar in Opposition zur geoffenbarten, d.h. übernatürlichen Religion. So führt Herbert von Cherbury in De veritate folgende fünf allgemeinen Wahrheiten der n. R. auf: (1) Es gibt ein höchstes Wesen. (2) Man muss dieses Wesen verehren. (3) Die Tugend, verbunden mit der Frömmigkeit, ist die beste Gottesverehrung. (4) Man muss seine Sünden bereuen. (5) Nach dem Leben gibt es Strafen und Belohnungen. – Während sich also die n. R. aus der menschlichen Natur ergibt, ist Letztere in der Offenbarungsreligion nur rezeptiv und in keiner Weise produktiv. Bei Hegel und Schelling wird der Begriff der n. R. schließlich auf die primitive Religion bzw. auf die Mythologie bezogen. Bei Scheler meint n. R. eine naive Gotteserkenntnis, die jeder vernunftbegabte Mensch erwerben kann, wobei der Weg dazu nicht unbedingt zu Bewusstsein kommt. Und die natürliche Theologie hat auf dieser n. R. aufzubauen, nicht auf der Metaphysik.
WS
LIT:
- E. Feil: Religio. 3 Bde. Gttingen 19862001.