Theologie,natürliche
(lat. theologia naturalis bzw. rationalis), auch Theologik, Philosophische Gotteslehre oder Philosophische Theologie genannt, neben der Ontologie ein Teil der Metaphysik. N. Th. fällt nicht mit der Annahme rationaler Gottesbeweise (Aristoteles, Thomas, Descartes, Leibniz) zusammen, die die Kantische Kritik angeblich vernichtet hat, denn es finden sich auch andere Formen n.r Th., so wenn Plotin aufgrund der Vielheit in der Welt nach der Einheit fragt, Cusanus meint, dass jede Frage über Gott das Gefragte bereits voraussetze, Jaspers das Dass Gottes mit dem Freiheitsbewusstsein in Verbindung bringt oder Scheler glaubt, vom religiösen Akt her einen erkenntnismäßigen Zugang zu Gott zu bekommen. Damit ist auch schon klar, dass die n. Th. kein Gottesverhältnis begründet, also nicht identisch ist mit der natürlichen Religion. Das Natürliche der n.n Th. ist nicht die Natur, sondern die Vernunft, wenn es auch verschiedene erkenntnismäßige Zugänge zu Gott gibt, die den Weg über den Weltbezug nehmen wie der kosmologische Gottesbeweis. Daneben gibt es aber auch Wege, die rein über die Vernunft laufen wie der ontologische Gottesbeweis. – Neben dem Dass Gottes kommt die n. Th. auch zu einigen wenigen Wesensaussagen über Gott: Dass Gott einer ist, dass er unveränderlich ist (i. S. der reinen Aktualität, die absolute Lebensfülle impliziert) und dass er ewig ist (also der Zeit enthoben); wobei das nicht bedeutet, dass ich damit weiß, wie diese Eigenschaften in Gott realisiert sind. – Die n. Th. hat mit der Theologie die sog. praeambula fidei gemeinsam (partielle Identität), ihr kommt aber auch in Bezug auf die Glaubensgeheimnisse der Charakter eines negativen Kriteriums zu: Was den Erstprinzipien (Thomas) oder den ewigen Wahrheiten (Leibniz) widerstreitet, kann nicht von Gott sein; das bedeutet aber keine Rationalisierung der Glaubenswahrheiten. Der Gott der Philosophen und der Gott der Religiösen ist zwar real identisch, aber intentional verschieden (Scheler).
WS
LIT:
- N. Fischer: Die philosophische Frage nach Gott. Paderborn 1995
- J. Schmidt: Philosophische Theologie. Stuttgart 2002.
Religion,natürliche
darf nicht mit der natürlichen Theologie verwechselt werden; denn während es der natürlichen Theologie um einen rein erkenntnismäßigen Zugang zu Gott geht, glaubt die n. R., aus den Prinzipien der Vernunft ein Gottesverhältnis begründen zu können, also unabhängig oder gar in Opposition zur geoffenbarten, d.h. übernatürlichen Religion. So führt Herbert von Cherbury in De veritate folgende fünf allgemeinen Wahrheiten der n. R. auf: (1) Es gibt ein höchstes Wesen. (2) Man muss dieses Wesen verehren. (3) Die Tugend, verbunden mit der Frömmigkeit, ist die beste Gottesverehrung. (4) Man muss seine Sünden bereuen. (5) Nach dem Leben gibt es Strafen und Belohnungen. – Während sich also die n. R. aus der menschlichen Natur ergibt, ist Letztere in der Offenbarungsreligion nur rezeptiv und in keiner Weise produktiv. Bei Hegel und Schelling wird der Begriff der n. R. schließlich auf die primitive Religion bzw. auf die Mythologie bezogen. Bei Scheler meint n. R. eine naive Gotteserkenntnis, die jeder vernunftbegabte Mensch erwerben kann, wobei der Weg dazu nicht unbedingt zu Bewusstsein kommt. Und die natürliche Theologie hat auf dieser n. R. aufzubauen, nicht auf der Metaphysik.
WS
LIT:
- E. Feil: Religio. 3 Bde. Gttingen 19862001.
Sprache,natürliche
In Abgrenzung zu Kunstsprachen, die als einheitliches System entworfen sind und deren Vokabular und Grammatik dadurch eindeutig festgelegt sind, spricht man dann von natürlichen S.n, wenn das Vokabular und die Grammatik der S. sich mit der Zeit aufgrund des wechselnden Gebrauchs mehr oder weniger stark ändert – wie es in der Umgangsoder Alltagssprache der Fall ist.
PP