Sein-Sollen-Differenz
David Hume hat in Bezug auf das in der Moralphilosophie postulierte sittliche Sollen hingewiesen, dass kein Sollen aus einem Sein, sprich: aus einer empirischen Tatsache, logisch abgeleitet werden kann. Tatsachenurteile und Werturteile lassen sich in keinen logisch einwandfreien Zusammenhang bringen. Ähnlich argumentiert G. E. Moore anlässlich seiner Erörterung der Wertbegriffe »gut« und »sollen«. Jeder Versuch, solche Wertbegriffe durch Bezug auf natürliche Begriffe (die natürliche Eigenschaften zum Ausdruck bringen) definieren zu wollen, führt zu einem naturalistischen Fehlschluss. Was mit »gut« bezeichnet wird, ist nicht definierbar, es besitzt intrinsischen Wert (d.h. eine durch Intuition feststellbare Eigenschaft). In der weiteren Diskussion hat Hare den präskriptiven Stellenwert von »sollen« folgendermaßen herausgehoben: Wer ein Sollensurteil ausspricht, verpflichtet sich damit, eine Handlung auch in anderen hypothetischen Situationen zu akzeptieren. Searle unternimmt dagegen den Versuch, über die »institutionelle Handlung«, eine Sollensaussage mit einer deskriptiven Aussage zu verbinden.
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LIT:
- R. M. Hare: Freiheit und Vernunft. Frankfurt 1983. S. 45 ff
- D. Hume: Traktat ber die menschliche Natur. III. Buch 1.1
- G. E. Moore: Principia Ethica. Stuttgart 1970. S. 74101
- J. R. Searle: How to derive ˲ought˱ from ˲is˱. In: W. D. Hudson (Hg.): Modern moral Philosophy. London 1970. S. 130
- G. H. v. Wright: Sein und Sollen. In: Normen, Werte und Handlungen. Frankfurt 1994. S. 1943.