Zweckrationalität
Zweckrational heißt nach M. Weber ein menschliches Handeln, das von bestimmten Erwartungen an die Außenwelt ausgeht und zur Realisierung dieser Erwartungen bestimmte Mittel einsetzt, um zu dem angestrebten Erfolg zu gelangen. Weber unterscheidet diesen Handlungstyp von wertrationalem, affektuellem und traditionellem Handeln und charakterisiert ihn sozialgeschichtlich als Ausdruck der Neuzeit. Entscheidend ist nun, dass sich zweckrationales und wertrationales Handeln keineswegs ausschließen, sondern beide Handlungstypen greifen so ineinander, dass in die Zwecksetzung auch wertrationale Orientierungen eingehen. Zweckrationales Handeln kann daher als solches zugleich auch wertrational sein, sofern mehrere zur Auswahl stehende Zwecke nach Wertgesichtspunkten beurteilt werden. Während sich jedoch das rein wertrationale Handeln nach Normen richtet, ohne auf die vorauszusehenden Folgen der Handlung Rücksicht zu nehmen, orientiert sich das zweckrationale Handeln an Zweck, Mittel und Folge der Handlung. Dabei können sowohl die Mittel gegen die Zwecke als auch die Zwecke gegen die Mittel und ihre Nebenfolgen so abgewogen werden, dass daraus eine in diesem umfassenden Sinn rational begründete Handlung hervorgeht. Auch wenn die Spezifik der Zweckrationalität gegenüber der reinen Wertrationalität in der Berücksichtigung technischer Mittel besteht und somit der Eindruck entsteht, dass sich die neuzeitliche Rationalität auf das Kalkül von Mitteln beschränke, ist die Reduktion auf »instrumentelle Vernunft« zunächst nicht gerechtfertigt. Denn das zweckrationale Handeln umfasst nach der ursprünglichen Definition ausdrücklich die beiden Komponenten der rationalen Zweckwahl und der rationalen Mittelwahl einschließlich ihrer wechselseitigen Abwägung. Mittel/Zweck.
JRO
LIT:
- J. Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns. Frankfurt 1981
- M. Horkheimer: Zur Kritik der instrumentellen Vernunft. Frankfurt 1967
- M. Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Kln 1964.