Mittel/Zweck
Die Kategorien M. und Z. stammen aus dem Bereich menschlichen Handelns und beziehen sich auf einen bestimmten Handlungstyp: auf zweckrationales oder teleologisches Handeln, das unsere neuzeitliche Zivilisation geprägt hat. Dabei geht es um Relationsbegriffe: Wer Z. sagt, muss auch von den M.n reden. Innerhalb dieser Relation sind drei Stellen zu unterscheiden: (1) der vorgestellte Z., (2) das M., (3) der realisierte Z. Während der Z. in der geistigen Antizipation des menschlichen Willens besteht, repräsentiert das M. die wirklichen Bedingungen des Handelns wie soziale Zwänge oder Naturgesetze. Hier ist noch einmal zu unterscheiden zwischen der Handlung als M. und den gegenständlichen M.n des Handelns (Werkzeuge, Maschinen, Instrumente). Bleibt der Einfluss solcher Bedingungen unberücksichtigt und existiert daher kein inhaltlicher Unterschied zwischen vorgestelltem und realisiertem Z., scheinen sich die M. in der bloßen Verwirklichung des Z.s zu erschöpfen. Wird hingegen den M.n eine modifizierende Wirkung zuerkannt, zeigt sich die zweckbestimmende Potenz technischer und ökonomischer M. Dies kann sowohl in einem bloß einschränkenden Sinn so verstanden werden, dass Pläne an den Umständen scheitern, als auch in einem erweiternden Sinn: Demzufolge offenbart das M. bei seinem Gebrauch jeweils mehr Möglichkeiten, als bei seiner Herstellung ursprünglich antizipiert wurden. Diese zweckbestimmende Potenz technischer und ökonomischer M. wird häufig auch als Verselbständigung der M. ausgelegt, denen damit eine Eigendynamik zugeschrieben wird (Technokratie-These). Betrachtet man M. und Z. in Handlungszusammenhängen, können die Positionen je nach Blickwinkel wechseln: Was in einem Handlungssystem Z. ist, kann in einem anderen System als M. fungieren. Die Begriffe stellen also keine Wesensbestimmungen von bestimmten Handlungen oder Dingen dar, sondern sind an bestimmte Funktionen gebunden. Im Rahmen der Systemtheorie erfüllt der Zweckbegriff eine Strategiefunktion sozialer Systeme. Die M. sind demnach nichts anderes als Teilzwecke innerhalb einer Zweckhierarchie oder eines komplexen Zielsystems. Gleichwohl müssen die Kategorien M. und Z. nicht pauschal verabschiedet werden, sondern können der Orientierung in konkreten Zusammenhängen menschlicher Praxis dienen. Zweckrationalität, Vernunft, instrumentelle.
JRO
LIT:
- J. Dewey: Theory of Valuation. Chicago 1939
- T. Ebert: Zweck und Mittel. Zur Klrung einiger Grundbegriffe der Handlungstheorie. In: Allgemeine Zeitschrift fr Philosophie 2 (1977). S. 26 ff
- R. Eisler: Der Zweck. Seine Bedeutung fr Natur und Geist. Berlin 1914
- N. Hartmann: Teleogisches Denken. Berlin 1952
- N. Luhmann: Zweckbegriff und Systemrationalitt. ber die Funktion von Zwecken in sozialen Systemen. Frankfurt 1973.