Vernunft,instrumentelle
von M. Horkheimer geprägter Begriff, der sich kritisch gegen den neuzeitlichen Typ des zweckrationalen Handelns (M. Weber) wendet. Zweckrationalität umfasst in ihrer ursprünglichen Bedeutung sowohl die wertrational orientierte Zwecksetzung als auch die rationale Mittelwahl. Im Begriff der i. V. wird der Aspekt der vernünftigen Bestimmung von Zwecken ausgeblendet. Damit geht die Behauptung einher, dass die menschliche Vernunft, sobald sie der Bereitstellung technischer und ökonomischer Mittel diene, ihre Zwecksetzungskompetenz verliere. Dieser Prozess lässt sich in folgenden Schritten rekonstruieren: (1) Die Vernunft dient seit der Neuzeit nur noch einem einzigen Zweck, d.h. der Selbsterhaltung des Individuums, die keine rationale Wahl mehr zulässt. Folglich wird die Vernunft »blind« gegenüber der Vielfalt möglicher Zwecke. (2) Die Vernunft dient nur noch dazu, Mittel zur Selbsterhaltung bereitzustellen; dadurch wird sie selbst zu einem bloßen Mittel »instrumentalisiert«, eben auf i. V. reduziert. (3) Alle Gegenstände und Handlungen verwandeln sich in eine »Welt von Mitteln«; waren sie ursprünglich Selbstzwecke (wie Wahrheit und Kunst), werden sie nun (unter den Bedingungen der Kulturindustrie) als Mittel unter den einen Selbsterhaltungszweck subsumiert. Auf diese Weise verkehren sich Zweck und Mittel. (4) Die technischen und ökonomischen Mittel verselbständigen sich gegenüber den menschlichen Zwecken und nehmen den Charakter »autonomer Wesenheiten« an. Hier mündet die Kritik der i. V. in die zeitgenössische und spätere Technokratiedebatte ein. Zweckrationalität, Mittel/Zweck.
JRO
LIT:
- J. Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns. Frankfurt 1981
- M. Horkheimer: Zur Kritik der instrumentellen Vernunft. Frankfurt 1967.